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Privilegiertes Paris

Diepgen auf Reisen: Für ihn ist die französische Hauptstadt wichtiger als für die Pariser Berlin  ■ Aus Paris Dorothea Hahn

Der eine ist Staatspräsident geworden, der andere ist immer noch Regierender Bürgermeister – aber besuchen tun sich die alten Bekannten Jacques Chirac und Eberhard Diepgen weiterhin. Gestern war der Berliner dran. Er machte die Runde vom Elysee-Palast zum Pariser Rathaus, wo er den neuen Bürgermeister Jean Tiberi kennenlernte, rührte vor der Industrie- und Handelskammer die Werbetrommel für den „Standort Berlin“ und ging zu Wagners und Barenboims „Elektra“ ins Chatelet-Theater. Wie zwischen Berlin und Paris üblich, klappte alles wie geschmiert, nur Frankreichs Außenminister Hervé de Charette gab Diepgen einen Korb: Er war kurzfristig zu Vermittlungsversuchen in den Nahen Osten geschickt worden.

Seit 1987 pflegen die beiden Städte einen intensiven Austausch, dessen Themen von Kultur, über Stadtreinigung bis hin zu Nahverkehr reichen. Unter anderem profitieren davon auch Polizisten, die in die andere Stadt geschickt werden. Daneben gibt es gemeinsame Theaterinszenierungen, Ausstellungsprojekte, Bildungseinrichtungen und jeweils einen „Koordinator“. Kurz und im O-Ton Diepgen: „Unter den 15 Partnerstädten von Berlin nimmt Paris einen privilegierten Platz ein.“

Im Pariser Rathaus ist die Sicht der Beziehungen eine Nuance anders. „Eine Partnerschaft unterhalten wir nur zu Rom“, heißt es dort. Rom–Paris, das ist die Fortsetzung jener historischen Kulturachse, die ihren Ursprung in Athen hatte. Alle anderen Städte, darunter auch Berlin, müssen sich mit simplen „Freundschaftsverträgen“ zufriedengeben.

Ein wenig anders ist auch die Bewertung des Koordinatorenpostens für die Beziehungen: Während der in Berlin mit einem Romanisten von der FU besetzt wurde, bekam ihn in Paris ein hoher Beamter. Unterschiedlich ist schließlich auch das Verständnis dessen, was die eigentliche Stadt ausmacht. Während Diepgen von dem „Ballungsraum Berlin“ spricht, vertritt Tiberi nur die heile Welt in dem kleinen Pariser Stadtgebiet mit 2 Millionen Menschen, praktisch keiner Industrie und einem hohen Aufkommen an Büroraum. Die Städte rundum, in denen 8 Millionen weitere Menschen wohnen, sowie die Industrie der Ile de France angesiedelt ist, haben jeweils eigene Bürgermeister und Kommunalverwaltungen.

In Paris sprach Diepgen über den Bau der neuen französischen Botschaft am Pariser Platz und über neue französische Investitionen in Berlin, über Kriegsflüchtlinge aus Exjugoslawien und wie sie zurückgeschickt werden können und über Staatsbesucher aus China und wie sie bei Tisch zu begrüßen sind.

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