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Privatisierung in Polen beginnt Otto-Versand findet's gut

 ■ Aus Warschau Klaus Bachmann

Noch in diesem Monat können bei drei polnischen Banken die ersten Aktien privatisierter Staatsbetriebe gezeichnet werden. Damit beginnt offiziell die Privatisierung in Polen. Sieben Betriebe sollen noch im Laufe dieses Jahres verkauft werden. Es sind die mit den besten Jahresabschlüssen, darunter der bekannte Schokoladen- und Konfiseriehersteller Wedel, der 1951 verstaatlicht und in „22. Juli“ umbenannt wurde. Im Angebot sind auch die Papierfabrik Fampa in Jelenia Gora, eine Kabelfabrik, ein Walzwerk und eine Fleischerei. Ein Kontrollpaket von Fampa wurde bereits in der 'Financial Times‘ für ausländische Investoren angeboten.

Die Beschäftigten der ehemaligen Staatsbetriebe können bis zu 20 Prozent des Stammkapitals in Form von Vorzugsaktien erwerben. Sie müssen dann 20 Prozent des Aktienpreises sofort, den Rest später in 12 Monatsraten abzahlen. Bis zu achzig Prozent der Belegschaft haben sich für die Privatisierung ausgesprochen. Der geringe Widerstand dagegen mag damit zusammenhängen, daß Finanzminister Balcerowicz angekündigt hat, solche Betriebe von der Lohnzuwachssteuer auszunehmen. Sie führt zur Zeit noch zu einem faktisch Lohnstopp.

Vermutlich ab dem kommmenden Jahr sind auch Anteile an der Importfirma Pewex zu erwerben, die die polnischen Intershops betreibt. Ab 1. Januar 1991 wird der Verkauf gegen Devisen abgeschafft. Pewex, für den sich einige polnische Textilhersteller interessieren, hat bereits einen Teil seiner Verkaufsstellen an private Einzelhändler vergeben. Mit dem Otto-Versand Hamburg ist eine Zusammenarbeit vereinbart, die auch in Polen Versandhandel ermöglicht. Darüberhinaus betreibt Pewex die Gründung einer eigenen Bank.

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