: Privater Vollzug
Neun von zehn Jugendstraftätern landen nach ihrer Entlassung aus dem Vollzug wieder im Gefängnis. Nicht nur diese Zahlen, auch Baden-Württembergs Justizminister Ulrich Goll (FDP) half Tobias Merckle – Spross der Eigentümerfamilie von Ratiopharm – bei der Gründung seiner Einrichtung für Jugendstraftäter: 2002 entdeckte Goll ein kaum beachtetes Gesetz, das den privaten Vollzug erlaubt. Er forderte soziale Träger auf, Konzepte auszuarbeiten.
Bevor Tobias Merckle sich bewarb, schloss er sich Prison Fellowship International an, einer Nichtregierungsorganisation aus den USA. Die geht davon aus, dass allein Jesus Christus die Autorität hat, aus Straftätern gute Menschen zu machen. Prison Fellowship vereint weltweit 105 christliche Organisationen, die in der Straffälligenhilfe tätig sind.
Mit einem prominenten Kuratorium hoffte Merckle das Justizministerium zusätzlich beeindrucken zu können: Neben Professoren der Uni Tübingen und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, dem Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und dem konservativen Fernsehmoderator Peter Hahne (ZDF) ist auch seine Mutter, Ruth Merckle, dabei.
Zwar bekam statt Merckle das Christliche Jugenddorfwerk den Zuschlag – es hatte sich mit einem ähnlichen Konzept beworben, zitierte aber den Pädagogen Pestalozzi statt der Bibel. Aber Merckle begann einfach auf eigene Faust. Die Landesstiftung Baden-Württemberg bewilligte ein Startkapital, Ratiopharm übernahm eine Bürgschaft, das Justizministerium will nach einer vierjährigen Probephase Tagessätze zahlen. Das wäre im November 2007. GEK