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Private „Negerkartei“

■ Unappetitliches aus dem Polizei-PUA

Der Parlamentarische Untersuchungsausschuß (PUA) Polizei hat gestern den Polizeibeamten Udo M. gehört, der im Herbst vorigen Jahres einem Kollegen von Übergriffen des Einsatzzuges Mitte 1 berichtet hatte. Diese Infos waren in den Bericht gelangt, der im Oktober 94 zum Rücktritt von Innensenator Werner Hackmann führte.

M. bestritt gestern, daß die im Bericht wiedergegebenen Angaben so von ihm stammten: „Daß es Mißhandlungen gegeben hat, kann ich bis heute nicht sagen, weil ich nicht dabei war.“ Richtig sei allerdings, „daß es im Einsatzzug rassistisches Denken gegeben hat.“ Die Angaben über mögliche Mißhandlungen im Zellenkeller hätten sich auf die Davidswache bezogen und nicht, wie angegeben, auf das Kirchenallee-Revier.

Bei einem Einsatz auf dem St. Pauli-Revier seien die Beamten vom Wachdienstleiter mit den Worten begrüßt worden: „Oh Gott, jetzt kommt der Einsatzzug, mit Euch haben wir nur Ärger. Wegen Euch haben wir vor den Zellen Kameras aufgestellt.“ M. schloß daraus, „daß es in der zurückliegenden Zeit dort zu Mißhandlungen gekommen ist.“ Im Einsatzzug hätte sich überdies eine Person befunden, die Mitglied einer rechtsradikalen Gruppe gewesen sei.

Zuvor hatte bei seiner Vernehmung der Verwahrbuchführer der A-Schicht Ulrich P. bestätigt, daß im Rahmen der Rauschgiftbekämpfung eingesetzte Beamte „erhebliche Defizite in Rechtskenntnissen“ hatten. Festnahmen seien zum Teil unter dem Motto „Quantität vor Qualität“ durchgeführt worden. P. erklärte die gängige Praxis: „Wer am meisten Festnahmen hat, bekommt am Abend vom Vorgesetzten eine Kiste Bier.“ P. bestätigte auch, daß der Reviereinsatzführer Christoph St. eine illegale „Negerkartei“ geführt habe.

Die Zeugenvernehmungen im PUA dauerten bei Redaktionsschluß an. Kai von Appen

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