: Primitivststrategie
betr.: „Eiernde Achse des Guten“ (Der Terror und die Folgen: Wehrkundetagung in München), taz vom 4. 2. 02
Mit Liebermanns [demokratischer US-Senator, Anm. d. Red.] Plädoyer für „Weltkrieg gegen den Terrorismus“ schließt sich nun auch die demokratische Opposition der von Größenwahn und Realitätsverlust zeugenden Diktion Bushs und seiner Hardliner-Crew an. Selbst wenn man mit der vereinten amerikanischen (Allparteien-)Führungsspitze sämtliche moralischen Skrupel gegenüber der Zivilbevölkerung des Irak, Iran und, und, und, über Bord zu werfen bereit wäre: Wer glaubt eigentlich angesichts eines stilles Heeres von potenziellen Selbstmordattentätern […] ernsthaft daran, dass man einen „Weltkrieg gegen den Terrorismus“ gewinnen kann, während man zu Hause neben Zeitbomben einer Hochrisiko-Infrastruktur (zum Beispiel der Nuklearindustrie) lebt, von anderen, lautloseren Gefahren ganz zu schweigen? Mit dieser in aberwitziger Verwechslung von landwirtschaftlichen Schädlingsvernichtungskampagnen kopierten Primitivststrategie kann man anscheinend Umfragewerte zugunsten des amerikanischen Präsidenten, sicher auch die Aktiennotierungen der Rüstungsindustrie hoch treiben, aber am wenigsten die Sicherheit der eigenen Bürger erhöhen. Woraus gefolgert werden muss, dass es um diese längst nicht mehr geht.URSULA REIFENBERGER, Gossersweiler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen