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Prima Leben unterm Stiefel

Montagsexperten kommen zu Wort. Heute: Lupus Wolff  ■ Ü B E R L E B E N S B Ö R S E 8 9

So wird mit einer politischen Idee ein Trend gesettet, eine sichere Lust kreiiert: Dienstag früh um elf Uhr, Ulf Fink hatte gerade nichts zu tun. Da nahm er sein Lineal, zeichnete eine Gerade und rief: das ist die Berliner Linie!, zog sich seine gefühlsechten Gummistiefel an und stolzierte los. Gefühlsechte Gummistiefel liefen gut seitdem. Aber tempi passati. Nun stülpt sich Ingrid Stahmer Finks Hinterlassenschaft über die Füße, und wir hoffen, daß sie a) die gleiche Schuhgröße wie ihr Vorgänger hat und b) daß sie den besagten Berliner Strich nicht vergißt.

KennerInnen dieser Kolumne wissen: „An den Füßen sollt ihr sie erkennen“ und ahnen daher richtig: mit dem Senatswechsel stehen wir vor einer umfangreichen Novelle im pedialen Bereich; nichts bleibt wie es war, wenn wir einmal von den besagten London-Tretern absehen: Lauriens rechtsgestrickte Puschen sind eingemottet, Kewenigs Tellerminen-Treter sollen abgerüstet werden, des Staatssekretärs Müller-Steinecks stahlverstärkte Krisen-Boots (meilenweit auch über Leichen) werden verschrottet, Quadratlatschen zu Sandalen soll der Flächennutzungsplan mit grünem Fuß vom Tisch getreten werden, die Filzpantoffeln sollen aus dem Bausenat verschwinden und nur einige Abdrücke im Berliner Sumpf werden künftig noch bezeugen, wie stark das Profil der CDU wirklich war. Ja, was haben wir da in Zukunft eigentlich noch zu lecken außer Friedes Springer-Stiefel und das mordsmäßige Tretwerk der Alliierten?

Harte Zeiten für Fußfetischisten? Keineswegs! Seit die AL ihren fundamentalen Ansatz gegen einen real-politischen Absatz (echt Nappa) eingetauscht hat, und seit sogar der Wirtschaftssenator Mitzscherling für den hohen Pfennigabsatz plädiert, netzen wir uns jetzt schon einmal gemeinsam mit Momper die Lippen: Prima leben unterm Stöckel.

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