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Prickelnde Liebesbeziehung

■ Der Tiroler Raoul Schrott liest heute abend im Literaturhaus

Aus Kalauern und Dudenjonglistik bastelt er Geschichten wie die vom Liebespaar „jean d'arm und jeanne d'arc“, die „reihen ringeln im park“ bis ein Nebenbuhler den Jean „seine stege und reife“ verlieren läßt. Den Dada-Experten Raoul Schrott präsentiert das Literaturhaus heute in seiner Reihe „Junge deutschsprachige Autorinnen und Autoren“. Der 30-jährige Tiroler schöpft aus verschiedenen Sprachen: Er wuchs in Tunesien auf, wohnte dann in der Schweiz, schließlich in Österreich und Südtirol. Ira Panic (Hamburger Morgenpost) wird den jungen Autor heute abend einführen.

taz: Wer ist Raoul Schrott?

Ira Panic: Ein junger Autor, der noch nicht so fürchterlich bekannt ist, der aber immerhin beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb den zweiten Preis gewonnen hat und – wie er selber sagt – seitdem vom Literaturbetrieb ein wenig freundlicher behandelt wird.

Hat er typische Stilmerkmale?

Er sagt: nein. Er geht etymologisch vor, das heißt, er verfolgt Wörter bis zu ihren Wurzeln zurück, macht dann aber etwas ganz eigenes daraus. Nebenbei ist er auch Übersetzer. In Rime beschäftigt er sich mit dem ersten bekannten Troubadour und übersetzt dessen Gedichte aus dem Gallo-Romanischen. Die andere Hälfte des Buches besteht aus eigenen Gedichten, in denen er diesem Autor entgegenkommt.

Was macht er noch?

Immer, wenn er mit einer Sache durch ist, gerät er in die nächste. Vor Jahren galt er als Dada-Experte, jetzt arbeitet er an seinem ersten Roman, der im kommenden Jahr erscheint. Eigentlich läßt er sich nicht einordnen. Er ist einer, der eine sehr prickelnde Liebesbeziehung zur Sprache hat, der eigentlich eher der kleinen lyrischen Form zuneigt. Man merkt aber doch, daß er sich auch auf dem epischen Gebiet bewegen kann.

Was wird er heute abend lesen?

Das Publikum ist für ihn eine Größe, mit der er rechnet. Das heißt: er liest so, wie er das Publikum einschätzt. Er wollte lesen aus den Legenden vom Tod und aus Sub Rosa, zwei völlig unterschiedlichen Büchern. Er meinte aber, er habe auch noch andere Sachen in Petto.

Gabriele Wittmann

Literaturhaus, Schwanenwik 38, 20 Uhr

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