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Pressefreiheit in IsraelBibis Medien-Blockade

Netanjahus Boykott der „Haaretz“ ist ein weiterer Schritt im Kampf gegen freie Presse in Israel. Auch der Sender Kan ist jetzt ins Fadenkreuz geraten.

Redaktionsgebäude von Haaretz: Die Haaretz gehört zu den schärfsten Kritikern der Netanjahu-Regierung Foto: Nicholas Potter

Jerusalem taz | Ein „weiterer Schritt auf Netanjahus Weg zur Demontage der israelischen Demokratie“. So beschreibt die linksliberale israelische Haaretz die aktuellen Maßnahmen der Netanjahu-Regierung gegen die Zeitung. „Wie seine Freunde Putin, Erdoğan und Orbán versucht auch Netanjahu, eine kritische, unabhängige Zeitung zum Schweigen zu bringen.“

Die Haaretz gehört zu den schärfsten Kritikern der Netanjahu-Regierung, sie berichtet seit dem 7. Oktober 2023 unermüdlich über das Schicksal der Geiseln in Gaza und die Kriegsführung der israelischen Armee. Am 24. November beschloss das israelische Kabinett einstimmig Maßnahmen gegen die Haaretz. Die Resolution, die nicht auf der veröffentlichten Tagesordnung des Kabinettmeetings stand, war ein Vorstoß des Kommunikationsministers Shlomo Karhi (Likud). Sie wurde im Vorfeld auch nicht wie üblich vom Generalstaatsanwalt überprüft.

Haaretz selbst spricht in einem Artikel von „Sanktionen“ und einem „Boykott“ gegen die Zeitung. In Zukunft sollen alle Regierungsvertreter und Angestellten von staatlich-finanzierten Behörden nicht mehr mit ihr kommunizieren dürfen, heißt es im Kabinettsbeschluss. Sie sollen auch keine Anzeigen mehr in der Zeitung schalten dürfen, wie sie es in Vergangenheit etwa mit Öffentlichkeitskampagnen zu Verkehrssicherheit oder Luftschutzmaßnahmen getan hatten (2021 gab der Staat etwa 3,5 Millionen Shekel für solche Anzeigen in der Haaretz aus, umgerechnet rund 800.000 Euro).

Ob das überhaupt legal ist, wird vermutlich demnächst vor Gericht verhandelt werden. Sicher ist: Sie sind in der israelischen Geschichte beispiellos. Und sie stellen die nächste Eskalationsstufe eines Kriegs gegen eine freie, kritische Presse in Israel dar, die Premierminister Benjamin Netanjahu schwächen, wenn nicht zerstören will.

Leitartikel gegen Israel

Begründet hat Kommunikationsminister Karhi den Kabinettsbeschluss mit „vielen Leitartikeln“ der Zeitung, „die Legitimität des Staates Israel und sein Recht auf Selbstverteidigung verletzt haben, insbesondere die Äußerungen des Herausgebers von Haaretz, Amos Schocken, in London, die den Terrorismus unterstützen und Sanktionen gegen die Regierung fordern“.

Schocken sagte im Oktober auf einer Konferenz der Zeitung, dass Netanjahu „sich nicht darum schert, der palästinensischen Bevölkerung ein grausames Apartheidregime aufzuzwingen“. Er sprach von „palästinensischen Freiheitskämpfern, die Israel Terroristen nennt“. Die Äußerungen sorgten innerhalb und außerhalb Israels für Empörung, Schocken ruderte schnell wieder zurück und präzisierte, dass er damit nicht die islamistische Terrororganisation Hamas gemeint habe. Er betonte: „Der Einsatz von Terror ist nicht legitim.“

Doch Kommunikationsminister Karhi hatte damit schon den Anlass, auf den er spätestens seit November 2023 gewartet hat. Damals schrieb er auf X, dass er die Finanzierung der Haaretz stoppen will, indem er etwa die Zeitungsabos sämtlicher Regierungsstellen sowie der Polizei und Armee kündigen wolle. Nach den Äußerungen von Schocken sah er seine Chance, endlich gegen die Zeitung vorzugehen.

Die Kampagne ist nur eine von mehreren Fronten in Netanjahus Krieg gegen die israelischen Medien. „Netanjahu sieht die Medien als Feind“, sagt Oren Persico von The Seventh Eye, einem unabhängigen Online-Magazin in Israel mit dem Schwerpunkt Medien und Pressefreiheit, der taz. „Und wer ihm nicht loyal ist, wird selbst zum Ziel.“ Persico sieht diese Kampfansage an die Medien als Teil derselben Strategie, die israelische Demokratie, Justiz und Akademie zu schwächen.

Narrative kontrollieren

Ähnlich sieht es Anat Saragusti. Sie ist zuständig für Pressefreiheit bei der israelischen Journalistenunion. „Netanjahu will wie jedes populistisches Regime das Narrativ kontrollieren, über den Krieg und sich selbst“, sagt sie der taz. Sie spricht von einer „Hetzkampagne“ gegen die Medien. Die Gewerkschaft überprüfe aktuell, ob sie nach der Haaretz-Resolution eine Beschwerde beim Obersten Gerichtshof einlegen werde.

Auch der öffentlich-rechtliche Sender Kan, erst 2017 gegründet, ist nun ins Fadenkreuz geraten, vor allem dessen Nachrichtenprogramme. Kommunikationsminister seit der vergangenen Wahl 2022 haben Karhi sowie andere Likud-Abgeordneten zahlreiche Gesetzesvorlagen in die Knesset eingebracht, die die Unabhängigkeit des Senders de facto zerstören sollen – durch Kürzungen, Regierungskontrolle und Privatisierung. Oppositionsanführer Yair Lapid (Yesh Atid) sieht in dem Gesetzesentwurf „einen Angriff auf die israelische Demokratie“.

Netanjahu und seine Anhänger delegitimieren immer wieder diverse Medien in Israel. Sie bezeichnen etwa den privaten Sender Keshet 12 als „Al Jazeera 12“, in Anspielung auf den arabischen Sender, in Israel inzwischen verboten und von Netanjahu als „Terrorkanal“ bezeichnet worden (der Sender wird vom katarischen Staat finanziert und von unterschiedlichen Beobachtern als Sprachrohr der Hamas kritisiert).

2019 druckte Netanjahus Wahlkampfteam die Gesichter prominenter Medienvertreter auf Billboards, mit den Worten „Sie werden nicht entscheiden“ – was viele als Anfeindung verstanden. Und in Israel spricht man von der „Giftmaschine“ Netanjahus, von den loyalen Influencern, Kommentatoren und Online-Trollen, die er zur Hetze auf Journalisten aufstachelt.

Angriffe auf die Pressefreiheit

All das führe zu einem rasanten Anstieg an körperlichen Angriffen gegen die Presse in der Öffentlichkeit, sagt Anat Saragusti von der israelischen Journalistenunion. Die Gewerkschaft dokumentiert solche Vorfälle auf einer interaktiven Karte: Alleine seit dem 7. Oktober 2023, dem Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel, gab es 35 – für das kleine Land sind das viele. Das Berichten über die diversen Proteste im Land wird etwa immer gefährlicher, die Gewalt gegen die Presse geht oft von der Polizei oder von Nationalreligiösen aus – mit Tritten, Schlägen, Spucken und Beschimpfungen.

Gleichzeitig versucht Netanjahu schon seit Jahren, sein eigenes Netzwerk loyaler Medien aufzubauen. In den unterschiedlichen Korruptionsfällen gegen ihn spielen die Medien eine zentrale Rolle: Es geht neben Champagner, Zigarren und Schmuck im Wert von mehreren Hunderttausend Euro, Geschenke, die er bekommen haben soll, auch um schmeichelhafte Schlagzeilen über ihn und seine Familie, die er als Gegenleistung für politische Gefälligkeiten habe erwirken wollen.

Vielleicht das loyalste Medium war die kostenlose Zeitung Israel Hayom, die in Israel Bibiton genannt wurde – zu Deutsch „Bibizeitung“, in Anspielung auf seinen Spitznamen. Die Zeitung, inzwischen die meistgelesene Israels, wurde 2007 vom US-amerikanischen Casino-Millionär und Trump-Großspender Sheldon Adelson gestartet.

Damit wollte Adelson Netanjahu wieder ins Amt des Premierministers hieven, mit einem Sprachrohr der Hofberichterstattung. Mehr als 50 Millionen Dollar sollen laut israelischen Medien alleine in den ersten Jahren in das Projekt geflossen sein. Und der Plan ging auch auf: 2009 wurde Netanjahu wieder gewählt und regiert seitdem – mit Ausnahme von 2021 bis 2022 – ununterbrochen.

Streit mit „Israel Hayom“

Doch inzwischen rückt Israel Hayom von Netanjahu ab, es soll Zoff zwischen den Netanjahus und den Adelsons gegeben haben, obwohl die Blattlinie weiterhin eine rechte ist. Der Premierminister setzt stattdessen auf Channel 14, einen Privatsender, den einige im Land mittlerweile als rechtsradikal bezeichnen. Dieser verbreitet etwa Verschwörungserzählungen wie die eines linksliberalen „Deep States“ innerhalb der israelischen Armee. Immer wieder werden zu Kriegsverbrechen gegen Palästinenser aufgerufen. Und dort ist Bibi ein Dauergast, während er sämtlichen anderen israelischen Medien in der Regel keine Interviews gibt.

Trotzdem bleibt Anat Saragusti von der israelischen Journalistenunion vorsichtig optimistisch. „Netanjahu wird mit diesem Medienkrieg nicht erfolgreich sein, weil der öffentliche Diskurs in Israel ein reger ist“, sagt sie. „Die Haaretz wird zum Beispiel gerade wegen dieser Kampagne viel stärker. Ich hoffe, dass auch andere Medien sich mit ihr solidarisieren.“

Oren Persico ist ambivalenter. „Die Privatisierung von Kan wird sicherlich vor dem Obersten Gerichtshof landen“, sagt er. „Und entweder kommt Netanjahu damit durch und gewinnt. Oder es wird zurückgewiesen und er hat einen weiteren Beweis dafür, dass die Justiz und die linksgerichteten Medien unter einer Decke stecken, um ihn zu zerstören.“ Für Netanjahu ein Win-Win.

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36 Kommentare

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  • Eine rechte Regierung schaltet keine Anzeigen in einer linksliberalen (bzw. als links geltenden) Zeitung. Das dürfte in den meisten Ländern der Welt der Fall sein, wenn nicht in allen. Auch in Deutschland pflegen Bundes- und Landesregierungen keine Medien, die die jeweilige Regierungspolitik scharf ablehnen, durch Anzeigen zu pampern. Das ist auch in Ordnung, wenn man eine Presse will, die vom Staat unabhängig ist. Zur Unabhängigkeit gehört nun mal auch finanzielle Unabhängigkeit. Wieso eine Zeitung, die der Regierung "Apartheid" vorwirft, von ebendieser Regierung überhaupt Geld annehmen und den Regierungsmitgliedern und ihren Beamten durch Interviews die Möglichkeit geben will, ihre Sicht zu verbreiten, erschließt sich ohnehin nicht.

    • @Budzylein:

      Man sollte den Artikel schon lesen, bevor man kommentiert. Es geht u.a. darum, dass KEIN Angestellter des Staates mehr mit der Zeitung kommunizieren darf.



      Dein Kommentar ist nichts weiter als Rechtspopulismus.

    • @Budzylein:

      Das ist wirklich rätselhaft. Die "freie, kritische Presse" wird doch wohl ohne Regierungsknete auskommen.

    • @Budzylein:

      So wie du das hier darstellst, ist das extrem verharmlost im Vergleich zur Berichterstattung im Artikel. Es geht nicht einfach darum, ob die Regierung irgendwelche Anzeigen in der Zeitung schaltet und nichtmal darum, ob Regierungsmitglieder Interviews geben, sondern darum allen staatlichen Stellen die Kommunikation mit der Zeitung zu untersagen. Das macht die Arbeit einer Zeitung, die für eine fundierte Berichterstattung natürlich auch auf Auskünfte oder Kommentare von staatlichen Stellen angewiesen ist, beinahe unmöglich. Gleichzeitig kann dann jeder Berichterstattung durch die Zeitung einfach dadurch diffamiert werden, dass sie ja "die andere Seite nicht berücksichtigt". Kommunikation von staatlichen Stellen an die Öffentlichkeit - und insbesondere die Presse - ist Grundlage für eine demokratische Öffentlichkeit.

      Deine Darstellung des Sachverhaltes kommt etwas so daher wie die Leute, die für die russische Repression von Presse und Individuen als "ausländische Agenten" nur händewedelnd auf "Amerika" zeigen, wo es ja angeblich alles genauso sei.

  • Manchmal beschleicht mich das Gefühl Netanjahu ist in Wahrheit ein Agent der Mullah´s der eingeschleust wurde, um die einzige Demokratie im Nahen Osten zu zerstören.



    Der Mann liefert allen Antisemiten und antisraelischen Hetzern weltweit die Munition die sie für ihre Schmierenkampangen brauchen.



    Es bleibt dabei Israel sieht sich einer seiner größten Herausforderungen seiner Geschichte gegenüber und das mit einer seiner schlechtesten Regierungen.

    Sehr gute und kühle Analyse von Herrn Potter ganz ohne unnötigen Pathos oder aufgeblasener aktivistischer Rhetorik.

    • @Rabenbote:

      Eine Demokratie ohne Schutz von Minderheiten, hat keinen Wert. Denn sonst stimmen einfach die ganze Zeit 3 Wölfe und ein Schaf über das Abendessen ab.



      Von daher finde ich die Bezeichnung Demokratie für Israel schon sehr gewagt.

      • @TeeTS:

        Gut wiedergegeben. Eine der Säulen jeder Form der Demokratie ist das Gleichheitsprinzip.

        Fehlt das, kann bestenfalls noch von einer dysfunktionalen Demokratie die Rede sein.

    • @Rabenbote:

      "die sie für ihre Schmierenkampangen brauchen."

      Antisemiten brauchen keine Munition, die konstruieren sie sich einfach selbst. Es ist ein klarer Fehler zu denken, dass es Taten von Opfern bräuchte. Netanjahu ist durchaus Ziel von antisemitischen Angriffen.

      Übrigens ist es antisemitisch zu verlangen, dass Juden*Jüd*innen bessere Menschen sein müssen als du und ich. Zu sagen "Der Jude Natanjahu feuert selbst den Antisemitismus gegen Juden an" ist reine Nazi Phrase, auch wenn es anders verklausuliert wird.

      Zu solcher Weltdeutung gehört auch Verschwörungsdenken und, womöglich scherzhaft gemeint, ist:

      "Manchmal beschleicht mich das Gefühl Netanjahu ist in Wahrheit ein Agent der Mullah´s der eingeschleust wurde, um die einzige Demokratie im Nahen Osten zu zerstören."

      Genau das. Verschwörungsdenken.

      Regierungsbildung und Politik ist nicht leicht, Netanjahu ist schlicht kein Politiker den du magst und das ist okay, aber wie du es garnierst leider nicht. Du findest Dämonisierung nicht nur gegen Netanjahu, sondern gegen jegliche mächtige israelische Mandatsträger*innen seit fast 100 Jahren.

      • @ToSten23:

        Warum bloß dieses Reinwaschen eines natuonalkonservativen Politikers, der mit Faschisten und religiösen Eifererern paktiert um des schieren Machterhaltes willen? Gegen den ein internationaler Strafbefehl besteht wegen von ihm angeordneter nachweislicher Kriegsverbrechen in Gaza (und es wird sich zeigen, ob sich der Vorwurf des Genozids juristisch erhärtet). Der die Medien und die Justiz als unabhängige Institutionen in seinem eigenen Land auszuhebeln versucht.



        Würden Sie sich im Falle eines Trump, Erdogan, Putin, Orban, Bolsonaro etc. auch darüber mokieren, dass diese von ihren Kritikern lediglich nicht „gemocht“ werden?



        Nein, ein bisschen mehr begründete inhaltliche Substanz hat diese Kritik schon, als dass Sie sie mit dem Antisemitismus-Verdikt vom Tisch wischen könnten.



        Und ja, natürlich haben jüdische Denker (Hannah Arendt als explizit zionismuskritische Philisophin, Martin Buber aus der Perspektive des religiösen Zionismus) schon vor Jahrzehnten hellsichtig davor gewarnt, welche fatale Entwicklung der Zionismus als israelische Staatsdoktrin nehmen könnte. Mit dem Vorwurf der „Dämonisierung“ bauen Sie hier allerdings nur einen Pappkameraden auf.

        • @Abdurchdiemitte:

          "Würden Sie sich im Falle eines Trump, Erdogan, Putin, Orban, Bolsonaro etc. auch darüber mokieren, dass diese von ihren Kritikern lediglich nicht „gemocht“ werden?"

          Natürlich habe ich mich gegen Anti-Türkischen Rassismus gestellt, als dieser gegen Erdogan gerichtet war. Gegen Anti-Slawismus als dieser gegen Putin genutzt worden ist und sich damit schön in Deutsche Nazi Tradition gestellt hat.

          Wogegen ich mich gestellt habe war Prozesse aufzuzeigen, welche antisemitisch, gruppenbezogen menschenfeindlich sein können - etwas das in der TAZ und in Fachliteratur als notwendig für den Erhalten der Demokratie beschrieben wird - und gegen Verschwörungsdenken ausgesprochen.

          Nichts davon nimmt irgendwem die Schuld weg, hoffentlich würde niemand in der taz nach einem Einbruch sagen die Person der *zufälligen Minderheit* schafft damit Munition für Rassist*innen. Sondern es würde auf reales Verhalten der Person abgestellt werden und diese nicht als Grund für Diskriminierung gebrandmarkt werden.

          Wissenschaftsfeindlichkeit ergibt sich Dämonisierungsvorwürfe pauschal abzulehnen, statt empirische Studienlage zur Kenntnis zu nehmen.

          Ich habe und werde Netanjahu übrigens nicht wählen.

          • @ToSten23:

            Die Vorwürfe gegen Netanjahu sind keine Dämonisierungsversuche, sondern faktisch belegt. Auch seine Ambitionen sind klar antidemokratisch. Das, denke ich, kann und sollte man klar benennen.

      • @ToSten23:

        Ich kann ihren Ausführungen nicht folgen. Wollen Sie allen Ernstes behaupten, dass der Kriegsverbrecher Netanjahu das Judentum repräsentiert?

        Und warum haben Sie ein Piktogramm mit einer Karte eines Groß-Israels in ihrem Profil, wie es die Terrororganisation Irgun bereits 1931 verwendete? Die Karte beinhaltet selbst Jordanien noch!



        en.wikipedia.org/wiki/Jewish_fascism

        Der politische Flügel der Irgun sammelte sich übrgens in der von Begin gegründeten Cherut-Partei, die nach 1973 in einem Mitte-rechts-Bündnis den Kern des Likud-Blocks bildete.

        • @Rudolf Fissner:

          Ob Netanjahu ein Kriegsverbrecher ist, oder nicht wissen Sie? Sicher? Woher?

  • Ich hoffe doch sehr, dass "die Demokraten" in Israel sich das nicht länger bieten lassen. Netanjahu schadet dem Staat Israel jeden Tag ein Stück weit mehr. Der gehört auf eine andere Bank als die Regierungsbank.

    • @Mouse:

      Was den Demokraten, durchaus ohne Anführungszeichen, in Israel schadet, sind die Judenhasser rechts, links und in der Mitte.

      • @Henriette Bimmelbahn:

        Ja klar. Alles Antisemiten außer Bibi. Für mich hat die notorische Inschutznahme eines rechten Ministerpräsidenten und seiner fragwürdigen politischen Entscheidungen, nicht im Ansatz etwas damit zu tun, die demokratische Zivilgesellschaft in Israel und ihre legitimen Schutzinteresen zu verteidigen. Wer die Kritik an der Einschränkung der Pressefreiheit als "israelfeindlich" einstuft, spricht nicht für Isreal sondern für ausschließlich für Netanjahu und sein Kabinett.

  • "Demokratie ist kein Schlaraffenland"



    - Max Frisch -

    Das effektivste freiheitliche System basiert immer noch auf der Funktion des bürgerlichen Engagements.

    In diesem Engagement liegt auch das Scheitern Netanjahus begründet z. B. bei der Justizreform. Im Gegensatz zu Autokraten wie Erdogan oder Orban ist Netanjahu eben kein Alleinherrscher, der die unumschränkte Staatsgewalt für sich beanspruchen kann.

    Frei nach Max Frisch ist ein Brandstifter immer auf die Unterstützung der Biedermänner angewiesen um seine Ziele zu erreichen. Diese Unterstützung bildet die Grundlage aller politischer Autokraten.

    Es kommt daher auf die israelischen Institutionen selbst an dagegenzuhalten. Die Justiz hat es bereits vorgemacht, die Presse muss jetzt nachziehen und die Bevölkerung darf sich nicht länger von Netanjahus Spaltungsversuchen blenden lassen.

    Und auch die Militärführung steht in der Pflicht Netanjahus Ziele kritisch zu hinterfragen.

    Denn sobald Netanjahu es nicht mehr vermag die kriegerischen Konflikte am "köcheln" zu halten, wird sein Stern sinken.

    • @Sam Spade:

      "Denn sobald Netanjahu es nicht mehr vermag die kriegerischen Konflikte am "köcheln" zu halten, wird sein Stern sinken."

      Etwas viel Macht wird hier Netanjahu zugeschrieben. Der erste Teil deines Kommentars, kurz: "Soziale Systeme sind komplex." war eine Sternstunde.

      Das Ende hingegen fällt in die Falle, dass jenen wenigen Akteure die indirekt durch Medien sichtbar sind mehr Macht zugeschrieben wird als sie haben. Vergessen wird wie sehr Entscheidung auf Abhängigkeiten und Situationen beruhen. Netanjahu steht nicht nur für sich selbst, sondern auch für einen großen Teil des Elektorats, welcher nicht bereit war die genozidalen Täter vom 7. Oktober ohne Verfahren davon kommen zu lassen, der nicht bereit war Freipressungen zu Routinen zu machen.

      Sicher gab es auch viele die es anders sehen und einige die sich aus Gaza früher zurückgezogen hätten, aber fraglich ist ob das die Geiseln wirklich alle zurückgebracht hätte (schließlich hat Hamas den vorigen Geiselaustausch einseitig beendet) und ob die Kontrolle oder Pazifizierung Gazas stattgefunden hätte.

      Da Hamas allein diese Woche mehr als 30 Menschen aus Gaza umgebracht hat bezweifle ich das stark. Frieden braucht mehr als Negation.

      • @ToSten23:

        Frage Nr. 1: der 7.10. war Terror, aber war er "genozidal"? Bitte belegen



        Frage Nr. 2: Warum haben Sie ein völkerrechtswidriges Bild als Profil? Ich frage zum wiederholten Male.

        • @Janix:

          "Frage Nr. 1: der 7.10. war Terror, aber war er "genozidal"? Bitte belegen"

          Natürlich war er genozidal, die Belege haben sich in den Vorbereitungsdokumente gefunden, in Medien Veröffentlichungen der Hamas Führung, welche die Ermordung von Zivilist*innen und Tourist*innen gerechtfertigt haben, in den Aufträgen an dem Tag, in den Verhören der Täter*innen, in den Taten des Tages, den Live-gestreamten Beleidigungen und Kriegsverbrechungen die eben nicht wegen Territorialkonflikts, sondern die Gruppe die als Juden*Jüd*innen markiert worden ist, sowie ihre "Kollaborateure", z.B. Pazifist*innen, Araber, Tourist*innen (weil ja auf israelischem Boden), eben deswegen versucht hat im Teil auszulöschen, vergewaltigt hat, gefoltert hat, Kinder verschleppt hat.

          Das ist recht leicht zu zeigen. Die Absicht war da, die Tat war da, die Geständnisse sind da, es wird nicht ohne Grund von "Yehudi" gesprochen, die Gruppenzugehörigkeit war relevant.

          Frage zurück: War der 7. Oktober (1) ein illegaler Angriffskrieg der Hamas (2) genozidal (3) kriegsgräuel (4) auch der PFLP, PIJ, Fatah-Gaza anzulasten?

          "Frage Nr. 2" ist eine strafbare Falschbehauptung von ihnen, die Unbildung offenbart.

          • @ToSten23:

            "Frage Nr. 2" ist eine strafbare Falschbehauptung von ihnen, die Unbildung offenbart"

            Dann könnten sie @janix doch auch zu Bildung verhelfen und ihn aufklären. Ich verstehe die Intention die dahintersteckt nämlich auch nicht so recht, nehme aber anders als andere Foristen keinen Anstoß an der Abbildung, jedenfalls nicht bevor ich nicht die Beweggründe die dahinterstecken kenne.

        • @Janix:

          Danke für den Hinweis auf das Piktogramm - war mir gar nicht aufgefallen. Das erklärt diese schwer erträglichen Postings auch...

          • @Einfach-Jemand:

            Ich korrigiere mich, mit samt einer Entschuldigung, man muss manchmal genauer schauen.

      • @ToSten23:

        Sie haben recht. Netanyahu und seine rechtsextremistischen, nationalreligiösen Allierten sind ja nicht plötzlich vom Himmel gefallen und haben Israel so mir nichts, dir nichts in politische Geiselhaft genommen. Sie wurden von der israelischen Bevölkerung gewählt und verfügen über entsprechende Mehrheiten in der Knesset.



        Das sollte in der Tat Anlass für eine gesellschaftspolitische und ideologiekritische Analyse der israelischen Politik und Gesellschaft sein, so wie es unter freiheitlichen Linken mal guter Brauch war (ungeachtet des Ansehens der Nation oder der Person).



        Ich bin bestimmt der Letzte, der nicht sieht, dass die verhängnisvollen innenpolitischen Entwicklungen Israels auch der äußeren Bedrohung der Vernichtung der Existenz Israels geschuldet ist. Aber rechts-)zionistische Wagenburg-Mentalität ist nicht der Weg, dem Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt zu entkommen.

        • @Abdurchdiemitte:

          "Das sollte in der Tat Anlass für eine gesellschaftspolitische und ideologiekritische Analyse der israelischen Politik und Gesellschaft sein, so wie es unter freiheitlichen Linken mal guter Brauch war (ungeachtet des Ansehens der Nation oder der Person)."

          Da bin ich ganz bei dir. Die Analysen dafür und für Gaza, Judea/Samaria/West Bank, Libanon, Iran, Rojava, Syrien, Sudan, Jemen, usw. würde ich liebend gern lesen, wenn sie denn Fakten enthalten und nicht verkürzt sind.

          Es gibt übrigens viele differenzierte Analysen zu Israel, der Gesellschaft darin usw. leider findet sich sehr wenig davon in Deutschlands Medienlandschaft, linken Zentren, oder sozialen Medien wieder.

          • @ToSten23:

            Hinsichtlich der differenzierten Wahrnehmung der israelischen Gesellschaft bin ich ganz bei Ihnen. Und möglicherweise findet die auch dort nicht statt, wo in bestimmten linken Kreisen hierzulande auf eine scharfe Abgrenzung zu Israelhass und Antisemitismus zugunsten einer einseitigen Palästina-Solidarität verzichtet wird.



            Aber auch auf Seiten der Israel-Lobby, der DIG beispielsweise, vermisse ich die klaren Analysen, die darauf verweisen, dass die derzeitige rechtsextremistisch-nationalreligiöse Regierung nicht bloß ein schnell wieder zu bereinigender „Betriebsunfall“ darstellt, sondern angelegt ist in einer jetzt schon Jahrzehnte andauernden Radikalisierung und Rechtsentwicklung der gesamten israelischen Gesellschaft. Und das wiederum hat mit der ideologischen Entwicklung des Zionismus zu tun.



            Auch der ZdJ könnte in dieser Sache glaubwürdiger auftreten, wenn er nicht einseitig die zionistische Position vertreten würde, sondern auch den zionismuskritischen und antizionistischen Stimmen in der jüdischen Diaspora Raum geben würde.

            • @Abdurchdiemitte:

              ". Und das wiederum hat mit der ideologischen Entwicklung des Zionismus zu tun.

              Auch der ZdJ könnte in dieser Sache glaubwürdiger auftreten, wenn er nicht einseitig die zionistische Position vertreten würde, sondern auch den zionismuskritischen und antizionistischen Stimmen in der jüdischen Diaspora Raum geben würde."

              Für wen Zionismus fälschlich, aber bewusst gewählt, nicht "Selbstbestimmungsrecht der Völker", oder tatsächliche Verständnisse der Zionismen sind, sondern eine konstruierte Ideologie und ein Erklärungsmuster was notwendigerweise zu Vernichtung führt, für den wird sicherlich nötig sein eine Vernichtung Israels und damit faktisch Vertreibung und Vernichtung von fast allen Israelis und jüdischen Menschen zu fordern.

              Andere Begriffe wären wesentlich hilfreicher, als die Überladung des Begriffs Zionismus. Warum? Weil wir sehen, an den Taten die am 7. Oktober geschehen sind, aber auch an jenen danach, und auch an Universitäten was die Vermengung dieses Begriffs mit einem manichäischen vulgär "Marxismus" macht und wohin sie führt.

              Eifrat Wilfs Palästinensismus als Begriff hat sich ja auch bisher nicht durchgesetzt obwohl dieser spezifischer ist als "Pro-Palästina".

  • Warum sollte das bei einer rechtspopulistisch-rechtsextremen Regierung in Israel anders sein als in andrer Länder, wo ebenfalls Medien und Gerichte eingeschränkt werden? Der Groß-Israel-Nationalismus richtet sich nicht nur nach Außen gegen Palästinenser in der besetzten Gebieten, er richtet sich auch an gegen die Bewohner Israels im Inneren

    • @Rudolf Fissner:

      Beweise für den "Groß-Israel-Nationalismus"?



      Ich sehe eher eine Chance, Demokratie im Nahen Osten zu etablieren, jetzt wo auch in Syrien IS-Ableger versuchen, die Bevölkerung gehirnzuwaschen. Da müssen Kräfte entgegenwirken.

      Zumal aus historischer Sicht Juden bis tief in den Iran und Teilen Afghanistans gelebt haben.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Wobei der hier beschriebene Sachverhalt eine Förderung von demokratischen Entwicklungen durch die aktuelle israelische Regierung auch eher als unrealistisches Wunschdenken ausweist.

  • Reiche setzen Medienbesitz für ihre Interessen ein, kungeln mit den Mächtigen sowie anderen Bonzen, die sich entsprechend bedanken.



    Nicht gut.



    Achten wir auch hierzulande darauf, was die üblichen Medienhäuser, aber auch neue Spieler treiben. Danke, dass es die taz und einige andere Medien auch noch gibt.

  • Was fuer Kohl der Spiegel war, ist fuer Bibi offensichtlich die Haaretz. Mit Abschaffung der Pressefreiheit hat das nichts zu tun.

    Und die Demokratie wird gestaerkt, nicht geschwaecht, wenn Zeitungen finanziell nicht vom Staat abhaengig sind.

    • @elektrozwerg:

      Dass Kohl für sich persönlich den Spiegel boykottierte ist nicht mal im Ansatz mit dem Kabinettsbeschluss in Israel vergleichbar, der alle Regierungsmitglieder, Mitarbeiter und Angestellte von staatlich-finanzierten Behördeneinen Maulkorb anlegt.

    • @elektrozwerg:

      Ich finde die Parallele durchaus interessant. Allerdings gelingt Potter aufzuzeigen, dass es, bis auf staatliche Förderung, eine Schwächung von Zeitungen als abstrakte Instanz ist die hier geschieht. Das ist gut zu thematisieren.

      Ob andere Zeitungen, Journalist*innen und Redaktionen, auch kritische, die es zu Hauf in Israel gibt, die Aufgabe übernehmen können an der Haaretz tatsächlich gescheitert ist (Pressekodex: Objektivität) bleibt abzuwarten.

      Ich selbst bin jedenfalls sehr froh, dass staatliche Organe und Regierungen die Junge Freiheit und anderen nicht wirklich viel Bühne bieten und in Deutschland stattdessen das Haus der Bundespressekonferenz existiert was Presse Zugang ermöglicht. Sicherlich auch hier mit dem Problem, dass einige ("Fischer") lieber zu sich ins Ministerium, den Bundestag, das Löbbe Haus oder das Kanzleramt einluden.

      • @ToSten23:

        Sie wollen allen Ernstes ein liberales international anerkanntes jüdisches Leitmedium mit einem deutschen Schmierenblatt an der Grenze zum Rechtsextremismus gleichsetzen?