piwik no script img

■ Press-SchlagDoping-Phantom

Seit der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) Klaus Wengoborski Anfang des Jahres auch für die Durchführung seiner Trainingskontrollen engagierte, kennt die Furcht vor dem 54jährigen Sauerländer keine Grenzen mehr. In Bulgarien kam er Diskus-Weltmeisterin Zwetanka Christowa auf die Spur, in Österreich flog nach seinem Kontrollgang die ganze 4 x 100-m- Staffel auf. Auch für den spektakulärsten Doping-Fall in Deutschland lieferte er das flüssige Beweismaterial: Wengoborski nahm die Urinprobe von Doppel-Weltmeisterin Katrin Krabbe, die danach wegen Medikamenten- Mißbrauchs gesperrt wurde.

„Ich habe eine Antenne, wo sich etwas entwickelt, aber auch gewisse Prinzipien“, sagt der pensionierte Hauptkommissar. Um einen Überraschungseffekt bei unangemeldeten Trainingstests zu erreichen, muß der Doping-Kontrolleur — auf der Welt gibt es ungefähr 50 — so schnell wie möglich beim ausgewählten Athleten auftauchen. „Wenn ich im Ausland unterwegs bin, springe ich vom Flugzeug sofort ins Taxi und kümmere mich erst nach dem Test darum, in welchem Hotel ich unterkomme.“

Als er in Österreich bei Sprinter Andreas Berger, er gestand später das Anabolika-Doping, an die Tür klopfte und zum Test bat, sagte dieser: „Der ist nicht da, ich bin nur der Bruder.“ Das Lügenmärchen ließ Wengoborski unbeeindruckt.

Unter den deutschen Sportlern sei die Kontroll- Bereitschaft deutlich angestiegen, berichtet Wengoborski, der ungefähr die Hälfte der 732 im ersten Halbjahr 1993 angesetzten Trainingstests in Deutschland gemacht hat. „Manchmal fahre ich auch nur irgendwo hin, um gesehen zu werden, um zu provozieren“, erzählt er. Genug zu tun gibt es für ihn allemal: Seit der Weltmeisterschaft 1991 in Tokio wurden schließlich 103 Doping-Sünder in der Leichtathletik überführt. Andreas Schirmer (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen