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Press-SchlagAlle Lichter gehen aus

■ Profiboxer Graciano Rocchigiani boxt zwar nicht, verliert aber trotzdem – Zeit und Geld

Was sollte Michael Nunn sagen? Er sagte das, was alle sagten. Er sagte: „Was soll ich sagen?“ Berufsboxer Nunn (34), aus Davenport (Iowa), wollte eigentlich in dem Moment, als er sprach, im Kampf zweier Ex- Weltmeister um den vakanten Halbschwergewichtstitel des Unternehmens WBC boxen. Der Fernsehsender RTL wollte übertragen. Vor der Berliner Max-Schmeling-Halle standen Leute und wollten rein. Kam aber keiner rein. Gab auch nichts zu übertragen. Im Gegenteil: Alle Lichter gingen aus.

So lief am Samstag abend auf dem „Boxsender Nr.1“ (Chefredakteur Hans Mahr) ein Film namens „Universal Soldier“, und Nunn saß derweil in einem Berliner Hotel rum, schaute in die Luft und sagte: „Wenn der Junge krank ist, ist er krank.“

Graciano Rocchigiani hatte sich ein paar Stunden zuvor mit Fieber (38,8 Grad) abgemeldet. Walter Wagner, verantwortlicher Ringarzt, hatte einen Einsatz als „unverantwortlich“ abgelehnt. Als der Boxer glücklich ruhiggestellt war, mußte Hans Mahr persönlich einspringen, die untröstliche Co-Managerin Christine Rocchigiani zu beruhigen. So wurde es jedenfalls aus der Hotelsuite kolportiert.

Womöglich brauchte der Chefredakteur von RTL selbst Trost. Im Vorjahr hatte sein erklärter Maske-Quoten-Nachfolger den US-Amerikaner Scully (Einschaltquote: 7,83 Millionen) ausgepunktet, danach aber die ihm von RTL angetragenenen Jobs gegen die Kollegen Tate, Guthrie und Del Valle aus unterschiedlichen Gründen abgelehnt. Dabei war man bereits mit einer Million an Produktionskosten in Vorlage gegangen. Nicht ganz so schlimm: Man muß die Sache heute mit der Versicherung klären. Nicht zu vergessen: Partner IPA muß die Werbekunden vertrösten. Auch Veranstalter Sauerland muß seine Versicherungen bitten, einzuspringen.

Wie es aussieht, gibt es aber einen Geschäftspartner, der nicht versichert ist: Boxer Rocchigiani, der laut Vertrag den Nobeltrainer Steward und andere laufende Kosten selbst bezahlen muß. Der erfahrene Sauerland schätzt, das gehe „in die Hunderttausende“.

Das ist hart für den Maladen, den man inzwischen aus seinem Hotelraum nach Hause umgebettet hat. Rocchigiani (34) hat nichts zu verschenken, weder Geld noch Zeit. Weil Rocchigiani aber zwar rechnen muß, es aber nicht immer tut, wird natürlich seine erneute Krankschreibung nun auch noch besonders kritisch beäugt. Hat Gegner Nunn Zweifel? „Keine Zweifel“, sagte Nunn. Als er ihn Freitag abend beim Wiegen in Augenschein genommen hatte, erkannte er zwar „keine Anzeichen“, aber, sagte er: „Ich bin nicht sein Doktor.“

Der Kampf muß, da sind sich alle einig, so schnell wie möglich nachgeholt werden. Zur Debatte steht der 14. März. Managerin Rocchigiani argwöhnt aber inzwischen, es liege „ein Fluch über Graciano“. Die Einschaltquote von „Universal Soldier“: 2,90 Millionen. Peter Unfried

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