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Preis und Ware

■ betr.: "Bloß keine Nulldiät", taz vom 17.9.90

betr.: „Bloß keine Nulldiät“,

taz vom 17.9.90

[...] Ein grandioser Einfall (fast hätte ich grandiose Einfalt geschrieben). Eine Entschädigung, eine Motivierung für Dinge, über die die Zeitläufe hinweggegangen sind. Wird jedoch von der Absicht der Weiterzahlung irgendwelcher Bezüge nicht abgegangen, stellt sich sofort die Frage nach dem gleichen Recht für alle. Schließlich hätte auch ich Abgeordneter der Volkskammer werden können. Die Dinge standen zwar anders, sie stehen aber doch auch heute so, daß für die meisten nach dem 3.10. ein Weiterarbeiten real nicht möglich ist.

Als Entschädigung für die vielen Gedanken, die ich mir sogar noch über den 3. Oktober hinaus machen werde, stünde mir doch auch der Bezug von Diäten zu. Mehr noch. Ich erwarte eine rückwirkende Zahlung bis zum 9.11.89 für alles, was hätte sein können, aber in Wirklichkeit nicht wurde. G.Schulze, Potsdam

Der Show- und Realwert der Arbeit unseres Übergabeparlaments „Volkskammer“ seit März 1990 ist hinlänglich bekannt; und das nicht nur betreffs zahlreicher „Nichtbesetzungen“ der Sessel bei zahlreichen Debatten und Abstimmungen. Damit ist nun endlich per 3.10. Schluß, und die „Volksvertreter“ können sich endlich wieder ihren ursprünglichen Tätigkeiten widmen und mit ihrem aktiven Beitrag unsere Wirtschaft in Schwung bringen (von der Theorie her beherrschten sie ja in ihren Reden das Metier hervorragend).

Der Gipfel ist nun die Forderung der Präsidenten der Volkskammer, diesen ehemaligen Parlamentariern noch bis zum 2. Dezember ihre Diäten zukommen zu lassen. Diese unverschämte Forderung läßt sich unter anderem dahingehend deuten, daß sie ohne Arbeitsgegenstand sich noch für Monate einen „Fetten“ machen wollen — und das kann doch nicht wahr sein.

Meiner Auffassung nach sollten — wenn einige „Ehemalsparlamentarier“ tatsächlich arbeitslos werden sollten — sie auch in den vollen Genuß des Arbeitslosengeldes kommen, wie derzeit viele auf unserem Territorium. Die offensichtlich durch die Präsidentin ausgedrückten Wünsche eines Großteils der Nochparlamentarier müßten nicht nur den Politikern der BRD — an deren Adresse sie ja gerichtet wurden — zu denken geben. Empörung und Zorn ob solcher Unverschämtheit müßten eigentlich alle Steuerzahler in Ost und West zum Ausdruck bringen. J.P., Frankfurt/Oder

Liebe Sabine, bitte überweise mir umgehend 11.800 DM. Meine Motivation bedarf dringend einer kleinen materiellen Unterstützung; andernfalls sähe ich mich kaum in der Lage, bei den bevorstehenden Wahlen für Deine Partei zu stimmen. Und laß Dir bloß nicht von irgendwelchen feindlich-negativen Kräften erzählen, ich wäre früher einmal für die Stasi tätig gewesen: Diese Elemente haben immer schon genörgelt, vor unserer friedlichen Revolution genauso wie hinterher.

Fasse bitte diesen Brief nicht als Erpressungsversuch auf (da wäre ich aber ganz von den Socken!), dies ist nichts als eine gutgemeinte Empfehlung in Deinem eigenen Interesse. „Hartmut“

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