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Preis für Ibo-Gruppe

■ Proteste im Rathaus gegen die Politik

„Dem Haß keine Chance“ – ein Bremer Jugendpreis des Senats, den dieser nach dem Einzug der DVU in die Bürgerschaft 1989 eingeführt hat – ist gestern an sechs Schülergruppen verliehen worden. Hinzu kamen u.a. zwei Sonderpreise im Bereich Medien. Der Wettbewerb, an dem 1.300 SchülerInnen teilnahmen, steht unter dem Motto „Für Toleranz und Menschenwürde“. Die vier Hauptpreise im Wert von 1.000 Mark gingen an das Schulzentrum Huckelriede für eine Theaterinszenierung, das Schulzentrum Bürgermeister Smidt und das Fan-Projekt Bremen, das den Neubau der Stadions-Ostkurve dokumentierte.

Den Sonderpreis der Bremer Ausländerbeauftragten Dagmar Lill erhielt die Projektgruppe „Ibrahim muß bleiben“ vom Schulzentrum Kornstraße. Wie berichtet, setzen sich die SchülerInnen seit geraumer Zeit für ein Bleiberecht der beiden togoischen Brüder Ibrahim und Abass ein. Lill beschwor anläßlich der Preisverleihung das Szenario, daß alle Schulklassen soviel Engagement für von Abschiebung bedrohte MitschülerInnen aufbringen. „Allein in Bremen gibt es 120 minderjährige, unbegleitete Jugendliche. Wenn sich jeweils eine Klasse für diese Menschen einsetzen würde, könnte man wirklich etwas bewegen.“

Das versuchte die Projektgruppe erneut während der Preisverleihung. Dabei entrollten die SchülerInnen mitten in der Oberen Rathaushalle ein Plakat mit den Worten: „Die Brüder sollen bleiben – wir lassen sie nicht vertreiben“. Ihr Lehrer Bodo Bilinski stellte zudem die Frage: „Wie geht der Senat mit unserem Ziel um, die Abschiebung der Brüder zu verhindern?“

Dazu sagte Scherf gegenüber der taz, die Abschiebung der Brüder sei immerhin schon um ein Jahr hi-nausgezögert worden. „Ibrahim kann jetzt seine Ausbildung beenden und Abass vermutlich in Bremen heiraten.“ Das sei schon eine faktische Rücksichtnahme seitens des Senats gewesen, denn eigentlich hätten die SchülerInnen sich gegen ein rechtskräftiges Urteil aufgelehnt.

Jeti

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