: Präparieren ja, ausstellen nein –betr.: „Makabres Arrangement zum Anfassen“, taz vom 8. 10. 98
Es sei der Medizin gestattet, im Interesse der Forschung und der Ausbildung notwendige Präparate von Menschen, deren Einwilligung vorausgesetzt, zu fertigen und im nichtöffentlichen Bereich zu verwenden. Ich stimme aber all denen zu, die die Ausstellung konservierter Leichen und Leichenteile für ethisch unvertretbar halten. Eine derartige öffentliche Ausstellung würdigt den konkreten Leichnam zum begafften Objekt herab und erinnert stark an die Kuriositätenkabinette auf mittelalterlichen Jahrmärkten. Soweit überhaupt eine öffentliche Ausstellung als notwendig erachtet wird, können genausogut Zeichnungen, Fotografien oder auch zur Not Kopien der Präparate gezeigt werden.
Gleichzeitig möchte ich einen Schritt weitergehen und insgesamt die Präsentation von Leichen(teilen) in Museen, seien es Mumien, Knochenfunde, Moorleichen oder „Ötzi“, als einen Verstoß gegen die Menschenwürde dieser Menschen ablehnen. Es war mir noch nie verständlich, mit welchem Recht die Archäologie nicht nur Gräber öffnet, sondern sie durch Entnahme der Leichenreste und der Beigaben auch zerstört. Es sei hier nur am Rande erwähnt, daß verschiedene Religionen die Totenruhe und die Beigaben für ein Leben nach dem Tod als Notwendigkeit betrachten. Leichen(teile) und Gräber sind keine einfachen Objekte, sondern Teil der Persönlichkeit des verstorbenen Menschen und damit respektvoll zubehandeln. [...] Wolfgang Leist, Schwerin
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