Kommentar: Post hat keine Schuld
■ Der Staat erzwingt Verkehrswahnsinn
Daß die Post beginnt, sich den vorherrschenden Trends im europäischen Speditionsunwesen anzuschließen, ist ihr nicht vorzuwerfen. Schließlich ist der Staatsmonopolist auf dem Weg in den freien Markt, und da geht Betriebswirtschaft allemal vor Ökologie. Nicht zuletzt nützt das auch der Postkundschaft. Denn wer hätte sein Päckchen oder seinen Brief nicht gerne schon am nächsten Morgen beim Empfänger – so wie es UPS und andere Private längst garantieren?
Daß der ökologisch sinnvollste Transportweg auf der Eisenbahnschiene nun auch bei der Post immer mehr unter die Räder billiger LKW-Kolonnen gerät, ist keine Fehlentscheidung des Postmanagements. Es beweist aber wieder einmal den grundsätzlichen Fehler der gesamten europäischen Verkehrspolitik: Folgeschäden des mörderischen Geschehens auf Autobahnen und innerstädtischen LKW-Routen kalkuliert sie nirgendwo mit ein.
Wie in keinem anderen Bereich der Gesellschaft wird beim Verkehr der wirkliche Preis versteckt, verdrängt und an die nächste Generation verschoben. Würde auch nur ein Bruchteil der von Autos verursachten volkswirtschaftlichen Kosten in die betriebswirtschaftlichen Rechnungen einfließen, dann würde auch die Post sehr schnell im Zug den Zug der Zeit entdecken. Dafür allerdings müßte der Staat sorgen – der sich vom Postmonopol völlig zurecht verabschiedet hat. Dirk Asendorpf
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