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Post aus der Moderne

Paris, 22ter May 1790 (Protokoll der Debatte in der Nationalversammlung) - Der Deputierte Barnave führte gestern gegen Mirabeau aus: „Es ist nicht möglich, daß der König und die Vertreter des Volkes gleichzeitig das Recht ausüben, den Krieg zu erklären. Dieses Nebeneinander ist nichts anderes als eine konstitutionelle Anarchie. Es wird anerkannt, daß es ohne den Willen des Königs Streitigkeiten zwischen den Individuen der Nation und fremden Individuen geben kann. Monsieur de Mirabeau scheint zu denken, daß hier der Beginn eines Krieges zu suchen ist; daß

folglich, da Kriege unwillkürlich ausbrechen, der gesetzgebenden Körperschaft das Recht der Kriegserklärung nicht zustehen könne. Indessen wird allgemein anerkannt, nicht nur von Soldaten, Seeleuten, Königen, sondern auch von all jenen, die die Rechte der Menschen kennen, daß erste Feindseligkeiten lediglich Zweikämpfe zwischen Privatpersonen sind; daß hingegen allein Billigung und Begünstigung dieser Feindseligkeiten die Kriegserklärung ausmachen. Der Krieg wird immer nur durch den Willen der Nation begonnen. Feindseligkeiten welcher Art auch immer werden immer bloße Feindseligkeiten bleiben, solange die Legislative den Krieg nicht erklärt hat; daher können Feindseligkeiten eine Nation zum Krieg führen, sie jedoch niemals daran hindern zu sagen, daß sie es vorzieht, die größten Opfer auf sich zu nehmen. Daher kann ein Staat sich niemals in den Kriegszustand versetzen ohne die Zustimmung derer, denen das Recht dazu innewohnt. 2.Prairial

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