Portrait: Der Goldmaler
Sie ist noch nicht fertig und hat schon die ersten Flecken: Boran Burchhardts goldene Wand auf der Veddel. Unbekannte haben dunkelblaue Farbe gegen die Hauswand geworfen. „Überflüssig“, nennt Burchhardt das. Prinzipiell habe er überhaupt nichts gegen Störungen. Aber den Farbanschlag könne er nicht ernst nehmen. „Was ist das bitte für eine Äußerung?“, fragt er.
Er hat mit schon mit Protest gegen die Vergoldung der Fassade des Hauses auf der Veddel gerechnet. „Das war alles geplant“, sagt er. Polizei, Verfassungsschutz, Medien: „Alle von mir bezahlt.“
Es ist nicht seine erste Farbaktion dieser Art. Mit einem grün-weißen Fußballmuster überzog Burchhardt 2009 die Minarette der Centrum-Moschee in Hamburg-St. Georg – in Zusammenarbeit mit der Leitung der Moschee. „Den Rest von der grünen Farbe kann ich den Farbwerfern gerne hinstellen“, bietet Burchhardt an.
Sein Spezialgebiet sind Interventionen im öffentlichen Raum. Im Jahr 2010 beklebte er beispielsweise Straßenschilder, um darauf aufmerksam zu machen, dass das Sozialamt verpflichtet ist, Daten an die Ausländerbehörde weiterzugeben. Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus droht durch diese Datenweitergabe die Abschiebung, wenn sie sich an das Amt wenden, um etwa ihren Anspruch auf medizinische Behandlung geltend zu machen.
Mit der Goldfassade auf der Veddel will Burchhardt einen Bruch erzeugen. Während Politiker immer in direkte Lösungen von Problemen investierten, wolle er das „Übereck-Denken“ fördern. Er hofft, dass sich die Menschen durch sein Projekt mit dem wirtschaftlich eher schwachen Stadtteil befassen. „Wenn man die goldene Wand sieht, denkt man vielleicht darüber nach, wie die anderen Wände eigentlich aussehen“, sagt er. Trotz Kritik wolle er das Projekt zu Ende führen.
Das mit der Aufmerksamkeit funktioniert schon mal. Gerade dreht ein Fernsehteam einen Beitrag über Burchhardts Aktion und fährt mit dem Hubsteiger an der Hauswand auf und ab. Warum fängt er oben mit dem Vergolden begonnen hat? „Damit ich unten nicht ausbessern muss, was die Leute abkratzen“, sagt er. „Ich wiederhole mich nicht gern.“ Lena Eckert
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