Portrait: Der Ex-Atom-Otto
■ Otto Majewski
Bei der Diskussion um Gewalt und Castor-Transporte halten sich die eigentlichen Verursacher meist vornehm zurück: die Chefs der großen Energiekonzerne. Bei einer Pressekonferenz diese Woche betonten sie die Notwendigkeit der Transporte, und damit ist das Thema offiziell anscheinend erledigt. Der von seiner Herkunft her politischste Chef der großen drei, RWE, PreußenElektra und Viag/Bayernwerke, ist der Vorstandsvorsitzende aus München, Otto Majewski.
Der 54jährige war eigentlich einer der zahlreichen Juristen, die über ein Parteibuch Beamtenränge hochsteigen. Ab 1971 im bayerischen Umweltministerium, wurde Majewski Referent von CSU-Minister Max Streibl und wechselte mit ihm 1977 in das Finanzministerium. Bald war er für die umfangreichen staatlichen Industriebeteiligungen des größten Bundeslandes zuständig, insbesondere für Luft- und Raumfahrt, Banken und Energie. Den Einfluß der Landesregierung bei den Bayernwerken sichert er seit dem 1. Mai 1988 als Vorstandschef.
Mit der Wiedervereinigung konnte Majewski gleich seine Kontakte nutzen und den Bayernwerken in den Verhandlungen mit der ebenfalls staatlichen Treuhand einen Gutteil an den ostdeutschen Energieversorgern sichern. Auch die Verschmelzung der Bayernwerke mit dem Mischkonzern Viag 1994 änderte nichts an seiner Position.
Unverändert schien über die Jahre auch die Begeisterung von Regierung und Bayernwerk-Majewski für die Atomkraft. Doch gerade da hat sich in den letzten Jahren auch bei Otto Majewski der wirtschaftlich rechnende Vorstandsvorsitzende durchgesetzt. Offiziell bezeichnete er den Einstieg in den Kernenergieausstieg bei den Energiekonsensgesprächen noch als „Sterbeliste“. Doch neue AKWs will auch er schon mindestens seit 1995 nicht mehr bauen – schließlich sind inzwischen Gas- und andere Kraftwerke billiger.
Die riesigen Gewinne aus den laufenden AKWs will sich allerdings Majewski ebenso wie seine Kollegen von den anderen Atom-EVU erhalten. Schließlich sind die Baukosten abgeschrieben, die Uranbrennstoffkosten verhältnismäßig winzig und die Möglichkeiten für steuersparende Rückstellungen für Unfälle und Endlagerung in den ansonsten goldenen Bilanzen bewegen sich jährlich im Milliardenbereich. Und die Rechnung für die Castor- Transporte zahlt ja der Steuerzahler. rem
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