: Pop and Politics London - Metropole des Polit-Rock-Business
Pop and Politics
London - Metropole des Polit-Rock-Business
Mit dem Geburtstagskonzert für Nelson Mandela hat London als Metropole des Rock-Business wieder einmal die Bühne für eine Polit-Rock-Spektakel präpariert und abgegeben. Nach Live Aid wurde nun für die Freilassung des großen alten schwarzen Mannes in Südafrika gerockt. Hier in der britischen Hauptstadt laufen - neben Lusaka versteht sich - die Fäden des ANC zusammen; hier haben an humanitären Fragen interessierte Popstars ihr Domizil aufgeschlagen, gibt es jung-dynamische Werbeagenturen, die sich im Geschäft mit der Organisation von Großereignissen einen Namen machen wollen, notfalls auch ohne Gage; und hier gibt es eine Anti -Apartheid-Bewegung, deren breite Basis sie zu einer der populärsten Lobbys Großbritanniens macht, auch wenn ihr das gegenwärtige politische Kräfteverhältnis einen direkten Einfluß auf die Tagespolitik verwehrt.
Während in der Bundesrepublik eher pessimistische, puristische Einstellungen über den Einsatz einer trivialisierenden Pop(ulär)-Kultur für politische Zwecke vorherrschen, haben die Briten mit Entertainment für einen guten Zweck wenig Probleme. Eine Party mit einem „nice day out“ kann doch nichts Schlechtes sein. Das Spektakel im Wembley wurde dabei ganz pragmatisch als publicity -trächtiger Auftakt für eine fünfwöchige Kampagne der britischen Anti-Apartheid-Bewegung verstanden, wie sie die Friedensbewegung für ihre Ziele derzeit nicht auf die Beine kriegt. Klar war es peinlich, wie die Stars ihre „Free Nelson Mandela„-Parole als unpolitisches Geburtsstagsständchen verpackten, um die BBC nicht noch mehr in die Schußlinie der Regierung Thatcher zu bringen und um einem möglichen kommerziellen Imageverlust vorzubeugen. Kein Zweifel, je weiter die „message“ reichen soll, desto banaler muß sie klingen. Bob Geldofs Kollekte für die hungernden Negerkinder war zwar immens erfolgreich, eine politische Bewegung gegen den Hunger in der sogenannten Dritten Welt ist daraus nicht geworden. Rolf Paasch
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