: Polizist bespitztelte Kollegen
■ Im Prozeß gegen acht Polizisten wegen Körperverletzung im Amt tritt ein zu Ermittlungszwecken eingeschleuster Beamter auf. Skinhead bestätigte Vorwürfe
Polizisten auf der Anklagebank, Skinheads im Zeugenstand, ein Polizist tritt als Kronzeuge gegen seine Kollegen auf: In dem Prozeß vor dem Landgericht gegen acht Polizeibeamte wegen Körperverletzung im Amt ist nichts unmöglich. In dem Prozeß geht es um zwei Tatkomplexe: Im Mai und August 1994 sollen die Angeklagten mit unterschiedlicher Tatbeteiligung fünf Sinheads in einem Mannschaftswagen zusammengeschlagen und beschimpft haben, ein Angeklagter – ein Polizeiobermeister –, der sich dabei besonders hervorgetan haben soll, soll später einen beim illegalen Zigarettenhandel festgenommenen Rumänen mißhandelt haben.
Wichtiger Belastungszeuge in diesem Prozeß ist der 27jährige Polizist Andreas R. Der wegen Trunkenheit am Steuer vorbestrafte Beamte war im Mai 1994 zu der Truppe mit dem Auftrag versetzt worden, insgeheim Ermittlungen anzustellen. „Es gab bestimmte Verdachtsmomente, ich sollte mal nachgucken, ob das der Wahrheit entspricht.“ Wie der Ermittlungsauftrag des polizeilichen Kronzeugen genau zustande kam, soll an einem gesonderten Prozeßtag erörtert werden. Bei der Mißhandlung der Skinheads saß der Zeuge selbst mit im Mannschaftswagen und machte seinen Vorgesetzten beim Mobilen Einsatzkommando (MEK) Mitteilung. „Wenn irgendwas war, habe ich immer nach Dienstschluß Telefonate geführt“, sagte er gestern. Das äußere Bild, daß der Zeuge abgab, paßt überhaupt nicht zu dem eines Polizeibeamten. Groß und behäbig, halblange blonde Haare, Nickelbrille, ungewöhnlich war auch die Art seiner Aussage. Einerseits belastete er zwei Angeklagte eindeutig, konnte sich andererseits aber an keinerlei Details und Handlungsabläufe erinnern. Wenn es um Einzelheiten ging, verwies er auf seine Aussagen in den Vernehmungsprotokollen, die ihm der Richter Stück für Stück vorhielt. „Wenn ich das so gesagt habe, trifft es zu.“
Die Verteidiger versuchten ihn als unglaubwürdig darzustellen. Früher hatte er einmal gesagt, er habe strafbare Handlungen seiner Kollegen nie selbst gesehen. Dazu sagte der Angeklagte, dies müsse falsch protokolliert worden sein.
Danach traten die Skinheads in den Zeugenstand. Ein 21jähriger Betonbauer bestätigte, im Gruppenwagen ein blaues Auge geschlagen bekommen zu haben. Plutonia Plarre
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen