: Polizeigewalt eskalierte
■ Am besetzten Kubat-Dreieck wurde gestern ein junger Mann mit brutalen Methoden festgenommen / Zwei Fotografen wurden am Dienstag von Polizisten verprügelt
Polizeigewalt eskalierte
Am besetzten Kubat-Dreieck wurde gestern ein junger Mann mit brutalen
Methoden festgenommen / Zwei Fotografen wurden am Dienstag von Polizisten verprügelt
Gestern gegen 12.30 wurde ein 21jähriger Mann, der sich vom besetzten Norbert Kubat-Dreieck auf die Bellevue Straße begeben hatte, um am Zaun Getränke in Empfang zu nehmen, von mehreren Polizeibeamten zu Boden geworfen und festgenommen.
Ein Polizeisprecher begründete die „Freiheitsentziehung“ mit dem Allgemeinen Sicherheits- und Ordungsgesetz (ASOG). Sie sei aus Gründen der Gefahrenabwehr erfolgt, weil der Mann vermummt gewesen sei. Der 21jährige sei anschließend einer Körperkontrolle unterzogen worden, bei der eine Zwille und mehrere Glaskugeln gefunden worden seien. Er stünde im Verdacht, in der Nacht vom 7./8. Juni mit der Zwille auf Polizeibeamte geschossen zu haben. Nach Angaben des polizeilichen Lagediensts wurde der junge Mann am späten Nachmittag entlassen. Gegen ihn sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.
Nach Beobachtungen der taz erfolgte der polizeiliche Zugriff mit unglaublicher Brutalität. Mehrere Polizeibeamte stürzten sich auf den arglos am Zaun stehenden Mann, warfen ihn hinterrücks auf die Erde und schleiften ihn bis zum Absperrgitter über den Boden. Nachdem er an allen Vieren darüber hinweggezogen worden war, wurde er in einen bereitstehenden Polizeiwagen geworfen und abtransportiert.
Der Polizeiübergriff wurde von Seiten des Norbert Kubat -Dreiecks mit einem Steinwurf quittiert. Einer der Polizeibeamten, der währenddessen mit einer Kamera auf den Aussichtsturm stieg, rief seinen Kollegen zu, er habe den betreffenden Werfer abgelichtet.
Die Nacht von Mittwoch zu Donnerstag verlief nach Angaben der Besetzer zufolge im Gegensatz zu den beiden zuvorigen Nächten ohne Larmbelästung durch die Polizei. Ein Polizeisprecher sprach von vereinzelten Steinwürfen von seiten des Zeltlagers.
Die Sperrung der Bellevuestraße wurde am Mittwoch abend teilweise aufgehoben, nachdem der Verkehr nahezu zum Erliegen gekommen war.
Zwei Pressefotografen, die Augenzeugen zufolge am Dienstag am Kubat-Dreieck von Polizisten geschlagen wurden, haben inzwischen Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt (siehe Kasten).plu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen