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Polizeifestspiele

■ Ordnungskräfte kesselten Antifa-Demonstration in Henstedt-Ulzburg ein

Mit einem Polizeikessel und dem Abtransport von 68 DemonstrantInnen zur erkennungsdienstlichen Behandlung endete am Sonntag eine Kundgebung norddeutscher AntifaschistInnen gegen das „Heldengedenken in Henstedt-Ulzburg“. Die Antifas hatten sich um 14 Uhr auf dem „Beckersberg“versammelt, um gegen die dort stattfindende Volkstrauertag-Gedenkveranstaltung zu protestieren.

Auf dem in der Nazi-Herrschaft errichteten Ulzburger Gelände versammeln sich alljährlich Spitzenfunktionäre der lokalen CDU und Kriegsveteranen, aber auch Neonazis, um die „gefallenen“deutschen Soldaten zu ehren. Nachdem die DemonstrantInnen die Protest-Veranstaltung bereits aufgelöst hatten, umstellten Polizeikräfte aus Segeberg und Eutin die abziehenden TeilnehmerInnen und verfrachteten sie anschließend in die Norderstedter Polizeiwache.

Unbehelligt blieb hingegen ein Protestzug von knapp 200 AntifaschistInnen, der erst in letzter Minute unter strengen Auflagen vom Segeberger Landrat genehmigt worden war. So war der Einsatz von Megaphonen und Transparenten verboten und die Demonstrationsdauer auf eine Stunde eingeschränkt worden. Wenig Probleme mit der Polizei hatten auch die nach Henstedt-Ulzburg gereisten Neonazi-Gruppen um den Funktionär der Nationalen Liste, Andre Schwelling.

Geplatzt war zuvor ein für Samstag geplantes Treffen norddeutscher Rechtsextremisten um den Hamburger Neo-Nazi-Anwalt Jürgen Rieger in Bündsdorf bei Rendsburg. Nachdem 60 AntifaschistInnen die Eingänge der Bünsdorfer „König-Ludwig-Gaststätte“blockiert hatte, kündigte die Gastwirtin dem Organisator Andreas Rothmann die Räumlichkeiten.

Rothmann, der zu der als Seminar getarnten Veranstaltung eingeladen hatte, ist kein Unbekannter. Als Aktivist des „Bündnisses Rechts für Schleswig-Holstein“, einem Wahlzusammenschluß von Teilen der DVU, der NPD und der Reps, gelangte er zu zweifelhafter Popularität.

Marco Carini/Andreas Speit

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