: Polizei läßt mauern
■ VP gegen Hausbesetzer / Randalierer uninteressant
Besetzt ist das Haus in der Adalbertstraße 32 schon seit ein paar Wochen. Zugegeben, die bunte Fassade mag nicht jedermanns Geschmack sein, doch besser als bröckelnder Putz ist sie allemal. Seit einigen Jahren leerstehend, und damit dem Verfall preisgegeben, „bemächtigten“ sich einige junge Leute dieses Gebäudes. Seitdem sind die Hausbewohner immer wiederkehrenden Belästigungen und Überfällen von Besuchern der nahegelegenen Disko, aber auch sogenannten „normalen Bürgern“ ausgesetzt. So auch wieder Mitte letzter Woche. Die eilends herbeigerufene Polizei traf natürlich erst mit erheblicher Verspätung ein - da hatten die Hausbewohner schon zur Selbsthilfe gegriffen. Obwohl es zu diesem Zeitpunkt der VP noch möglich war, die Randalierer namentlich festzustellen, gab einer der Polizisten den Überfallenen lediglich die Auskunft: „Hausbesetzer haben kein Recht auf Personenschutz.“
Umso aktiver hingegen wurde die Staatsmacht, als sich herausstellte, daß es sich bei dem besetzten Objekt um einen Uralt-Westbesitz handelte, auf das einer der neuerdings wieder aktiv gewordenen Miethaie ein Auge geworfen hat. In den frühen Vormittagsstunden begab sich ein Einsatzkommando von Ordnungshütern in die Adalbertstraße und brach dort die Haustür auf. Die hinzukommenden Bewohner der ehemaligen Ruinen durften dann sogar noch einen Teil ihrer Habseligkeiten auf die Straße tragen, um dann mit nie gesehener Schnelligkeit KWV-Maurer ans Werk gehen zu lassen. Diese taten ihre Pflicht und erstellten ganz in der Nähe der alten eine neue Mauer! Diese paßte rein zufällig gerade so in die Türöffnung. Da aber die Baupläne des Hauses offensichtlich nicht mehr vorhanden waren, übersahen die Guten, daß das Gebäude noch einen Hintereingang besitzt. So befanden sich, kaum daß das Werk vollendet war, die Besetzer schon wieder in ihren Räumen. Entnervt zog die Polizei ab.
Die Gefahr einer erneuten Räumung ist damit natürlich nicht gebannt. Interessant ist jedoch auch in diesem Fall zu sehen, auf wessen Seite sich die Ordnungshüter mehr und mehr stellen.
o.k.
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