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Politologe Peter Grottian gestorbenDer Praktiker unter den Politologen

Der Politologe und Aktivist Peter Grottian ist am Donnerstag gestorben. Er hatte sich schon als Professor an der FU Berlin in zahlreichen Initiativen engagiert.

Peter Grottian bei einer Protestaktion aus Anlass des „Autogipfels 2019“ in Stuttgart Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Berlin taz | Der Politologe und linke Aktivist Peter Grottian ist am Donnerstagabend gestorben. Das erfuhr die taz von Mitstreitern und Freunden des Verstorbenen.

Grottian war bis 2007 fast drei Jahrzehnte lang Professor am Otto-Suhr-Insititut der Freien Universität Berlin. Schon damals war er nie nur ein linker Theoretiker, sondern auch Praktiker.

So war er Mitbegründer und prägende Figur der Bürgerinitiative Berliner Bankenskandal, die sich in den nuller Jahren mit dem Milliardenskandal um die landeseigene Berliner Bankgesellschaft auseinandersetzte.

Auch nachdem er 2007 emeritiert wurde, engagierte er sich in zahlreichen politischen Initiativen vor allem in Berlin. Er plädierte stets dafür, dass sich außerparlamentarische Initiativen vernetzen und radikal bleiben.

In den letzten Jahren hatte er sich unter anderem bei Initiativen gegen das unter Krebsverdacht stehende Pestizid Gylphosat engagiert und zu Feldbesetzungen aufgerufen. Er unterstützte auch das Berliner Volksbegehren zur Enteignung großer Immobilienkonzerne. Die Liste seiner Themen war nahezu endlos.

Ende September hatte Grottian noch das von linken Gruppierungen organisierten „BlackRock-Tribunal“ auf dem Campus der Freien Universität mitinitiiert. Dort wurden die Machenschaften des Finanzdienstleisters untersucht, bei dem Friedrich Merz lange im Aufsichtsrat saß. Dort dämpfte Grottian die Erwartungen seiner Mitstreiter. Die Kritiker bräuchten einen langen Atem, weltweite Erfolge im Kampf gegen Finanzdienstleiter wie BlackRock werde es frühestens in Jahrzehnten geben.

Grottian starb nach Angaben aus seinem Umfeld am Donnerstagabend in einem Krankenhaus in Bregenz. Er wurde 78 Jahr alt.

Ein ausführlicher Nachruf folgt.

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7 Kommentare

 / 
  • R.I.P.



    Legendär die Grunewaldspaziergänge zu den Villen der Bankenskandal-Mafia. Er bewies, dass Kapitalismuskritik sehr wohl personifizierbar sein kann: www.spiegel.de/pol...stiz-a-213222.html

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Linksman:

      Ich erinnere mich noch an die die verängstigten Gesichter hinter den Vorhängen und die heulenden Kinder die Spalier laufen mussten unter dem Gejohle. Voll geil damals, so etwas ist heute nicht mehr möglich. Deswegen ja die Depersonalization hier im Forum.

    • @Linksman:

      Danke.

      unterm——- da sollte er nicht fehlen —



      Seit 2000 bietet Rügemer drei Stadtführungen in Köln an, zwei davon zum Thema: Lindenthaler Klüngelpfad (u. a. über Kurt Freiherr von Schröder, Konrad Adenauer und Franz-Josef Antwerpes) sowie Marienburg: Reichtum zwischen Prunk und Versteck.[29]



      de.wikipedia.org/w...erner_R%C3%BCgemer



      Bonmot - Als Werner Rügemer im



      “ArisiererVeedel“ Marienburg* mit seinen Führungen anfing. Kam die alarmierte Schmier (kölsch für Bullerei;)



      Was er denn da mache? - Wieso? Straße sei öffentlicher Raum! - Ja - das seien die Anwohner nicht gewohnt! - & Däh!



      Berechtigtes Gelächter.



      ——*



      Da Juden nicht innerhalb der Stadtmauern bauen durften - hatten sie außerhalb “in der Marienburg“ gebaut. Da unter den Nazis auch viel NSDAP-Pack sich bediente - ist der Arisiererpöbel in dem Veedel ein eben solcher. Es sei an die spektakuläre Festnahme eines gewissen Herrn Klaus Zumwinkel - heute Lago Maggiore - erinnert.



      de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Zumwinkel



      & Däh



      images.app.goo.gl/FihyAhJ34vy89PML7



      “ Laut Anklage soll Zumwinkel in den Jahren 2001 bis 2007 sogar Abgaben in Höhe von 1,2 Millionen Euro hinterzogen haben. Bezüglich des Jahres 2001 ließ das Gericht die Anklage allerdings nicht zur Hauptverhandlung zu, weil die Tat verjährt war und die Verjährung nicht rechtzeitig unterbrochen wurde (ein Ermittlungsrichter hatte Beschlüsse 12 Stunden zu spät ausgefertigt).[23]

      Gisela Friedrichsen kommentierte das Urteil dahingehend, dass sich das Strafmaß zwar im Rahmen des Üblichen bewegt habe, der Prozess habe aber gleichwohl wie ein abgekartetes Spiel gewirkt: Vermögende Angeklagte könnten sich ein Urteil nach ihrem Gusto gestalten.[24] Selbst Richter des Bundesgerichtshofs sollen eine Freiheitsstrafe von drei Jahren ohne Bewährung für Zumwinkel für „gut vertretbar“ gehalten haben.[25] Zumwinkel kündigte an, Deutschland zu verlassen, um in Italien auf das Castello di Tenno zu ziehen.…“ Ach was!

      So geht das

      • @Lowandorder:

        Geld allein

        Wie gut, daß alle einander nicht gleichen.



        Wie recht, daß manche es erreichen,



        Daß sie eines Tages reich sind.



        Wie gut, daß auch diese einander nicht gleich sind.







        Schlechte Menschen ohne Geist, ohne Geschmack,



        Wenn sie noch so reich sind, bleiben nur Pack.

        kurz - Wohl wahr -

        ——Dank geht an Hans Gustav Bötticher



        www.textlog.de/19574.html



        well known as - Joachim Ringelnatz - 🥳

  • Ein engagierter und radikaler Kämpfer ist gegangen. R.I.P.

    Hier ein Artikel, den er für die Jungle World geschrieben hat, in dem er den aus seiner Sicht lahmen Aktivistinnen und Aktivisten den Marsch bläst:

    jungle.world/artik...-als-pose?page=all

    • @Jim Hawkins:

      anschließe mich - Gute Reise altes Schlachtroß -

      • @Lowandorder:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - fügt an -

        “ Hab den immer sehr gemocht, aber ich habe nicht aus seinem Kommentar bei "jungle world" abgeschrieben. Den kannte ich vorher nicht. (Danke JIM HAWKINS.)



        taz.de/Studie-zu-d...issionen/!5719605/ - Mal sehn, ob er`s in die Tagesschau schafft und auf den "ausführlichen Nachruf" bei taz bin ich gespannt.“

        kurz - anschließe mich.