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Politik im Westernstil

■ Betr.: "Bush und Saddam in einer Front?", taz vom 9.3.91

Betr.: Beate Seel: „Bush und Saddam in einer Front?“,

taz vom 9.3.91

Der Kommentar von Beate Seel schießt wiederum den Vogel ab. Nachdem sie kürzlich Saddam Hussein als „Realpolitiker“ entdeckt hat (als dieser formal eine von elf UNO- Resolutionen akzeptierte, verbunden mit großzügigen Reparationsforderungen seinerseits, während ihm das Wasser bis zur Unterlippe stand), hat sie ihn nun als stillen Bündnispartner der US-Regierung ausgemacht. Der wirft Sell jetzt vor, daß sie „noch nicht einmal den Versuch einer demokratischen Erneuerung des Irak wagen will“. Weil sie nicht bereit ist, in den Bürgerkrieg einzugreifen und Bagdad zu erobern! Diese Klage ist nicht etwa ironisch gemeint, denn ganz ernsthaft spekuliert Seel dabei über die — anrüchigen — Motive für dieses Stillhalten. Ihr Fazit: „Mit Demokratie hat das alles nichts zu tun.“

Man kann sich vorstellen, was Beate Seel gesagt hätte, wenn Bush & Co. den von ihr eingeklagten Versuch unternommen hätten. Dann wäre wohl wieder von Politik im Westernstil, Überschreitung des UNO- Mandats, Kriegsverbrechen usw. die Rede gewesen. Wer sich die Dinge dermaßen passend zurechtlegt, hat es leicht, immer recht zu haben. Artur Bogner, Bielefeld

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