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Polemik bestätigt Uexküll-Diagnose

■ betr.: „Die Tragödie des grünen Niedergangs“ (v. Uexküll), taz vom 18. 6. 99, „Vive les Philanthropes!“ (Nick), taz vom 22. 6. 99

Die Polemik des bayerischen Pressesprechers Christoph Nick bestätigt nur Jakob von Uexkülls Diagnose: Auch Grüne machen sich mehr und mehr ungeprüfte Dogmen des modernen Kapitalismus zu eigen. „Man stelle sich einmal den Horror einer Welt ohne jegliche Wachstumsraten vor.“ (Nick). Uexküll denkt mit anderen Grünen an den Horror gerade einer Wachstumswirtschaft, die in 100 Jahren gründlicher natürliche wie gesellschaftliche Zusammenhänge auf der Erde zerstört hat als alle früheren Wirtschaftsweisen zusammen. Dagegen war es bisher keine grüne Schreckvorstellung zu versuchen, diesen Wachstumswahn zu stoppen, dem sonst sicheren Untergang der Weltgesellschaft gegenzusteuern, politische Alternativen jenseits des Kapitalismus zu entwerfen.

„Uexküll nimmt nicht zur Kenntnis, daß uns die Sonne ein unerschöpfliches Energiereservoir zur Verfügung stellt und die Ozeane Wasser ohne Ende“ (Nick). Hat sich denn auch in Bayern nicht herumgesprochen, daß solare Energieerzeugung den Materialverbrauch ins Grenzenlose steigert, daß auch ihre Herstellung einen erheblichen Energieaufwand erfordert? Nur wenn wir die Selbstbeschränkung im Ressourcenverbrauch generell und weltweit durchsetzen, können wir von Ökologisierung der Wirtschaft sprechen.

Auch ist „die Globalisierung nicht verteufelt“, wenn Uexküll zutreffend darlegt, daß die Schere zwischen Arm und Reich ständig wächst, daß die breite Bevölkerungsmehrheit der Dritten Welt eben nicht in „Wohlstandssteigerung“ (Nick) marschiert.

Daß neoliberale Strategien hier einen Ausweg weisen, ist ein Dogma, bisher gänzlich unbewiesen. Wenn es sich als politische Orientierung nicht unter dem bayerischen Presserefenten verfestigt, hätte Jakob von Uexküll mit der „Tragödie des grünen Niedergangs“ leider recht. Hartwig Berger, B'90/ Grüne

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