Kommentar: Platzverweis
■ Warum ein gesponsorter Spielbudenplatz besser ist als ein zugebauter
Es ist schon unglaublich: Hamburg, die reichste Region der Europäischen Union, ist so arm, daß sie die Umgestaltung eines ihrer prominentesten Plätze nicht bezahlen kann.
Der Stadtstaat steht vor allem deshalb ohne Geld da, weil er es in der Vergangenheit mit vollen Händen ausgegeben hat, weil er im Gegensatz zu früher in den Länderfinanzausgleich einzahlen muß und weil viele gute Steuerzahler ihren Wohnsitz ins grüne Umland verlegt haben.
Deshalb geht der Vorschlag in die richtige Richtung, für einen schön gestalteten und international Aufsehen erregenden Spielbudenplatz das Mäzenatentum zu beleben: Begüterte können auf diese Weise ihr Ansehen mehren und Unternehmen dezent für sich werben. Den amerikanisch-schalen Beigeschmack nehmen wir in Kauf.
Schlimmer wäre es, wenn die Stadt unter dem Druck des großen Geldes einknickte und Bürohochhäuser an dieser Stelle genehmigen würdee. Ein solcher, vom Stadtentwicklungssenator in Aussicht gestellter, Schwächeanfall müßte allerdings zum sofortigen politischen Platzverweis führen.
Denn gerade von einem grünen Senator darf erwartet werden, daß er den öffentlichen Raum vor dem Zugriff der Grund- und Bodenspekulanten schützt. Ganz besonders den Spielbudenplatz, nachdem unter großem Trara die BürgerInnen in die Planung einbezogen worden sind.
Außerdem hat diese Fläche im Herzen St. Paulis so lange ein Aschenputtel-Dasein geführt, daß man jetzt auch noch warten könnte, bis die Stadt wieder bei Kasse ist. Gernot Knödler
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