Piqués Pläne für seinen FC Andorra: Erkaufter Aufstieg

Der spanische Fußballverband versteigert einen Drittligaplatz. Nutznießer ist Nationalspieler und Unternehmer Gerard Piqué.

Fußballer Piqué setzt zum Schuss an

Piqué hat große Ambitionen. Etwa den Bau einer Arena für 15.000 Fans in Andorra Foto: dpa

BARCELONA taz | Das kann ja heiter werden. Gleich zum Auftakt etwa: Da muss der FC Andorra bei Espanyol Barcelona antreten. Oder am elften Spieltag: Da geht es zum FC Barcelona. Das Besondere? Der FC Andorra ist gewissermaßen der FC Piqué.

Der Innenverteidiger, Multiunternehmer und Chefpolemiker, Barça-Urgestein und Espanyol-Feindbild hat den Verein aus dem Fürstentum im Januar übernommen. Ein halbes Jahr später hat er ihn aus der fünften in die dritte Liga gehievt. Den ersten Aufstieg erkaufte er, indem er zehn Spieler und ein prominentes Trainerpaar aus Ex-Kollegen des FC Barcelona verpflichtete. Den zweiten, indem er beim spanischen Verband 452.022 Euro deponierte. So viel forderte die Fußballbehörde von Interessenten an dem durch einen Zwangsabstieg des insolventen CF Reus freigewordenen Platz in der viergleisigen Segunda División B. Mindestens zwei weitere Vereine sagten ihre Zahlungsbereitschaft zu, doch aus geografischen Gründen – Andorra gehört wie Reus zum katalanischen Regionalverband – bekam Piqué den Zuschlag. Und vielleicht auch deshalb, so wird gemunkelt, weil er Piqué ist.

Sportliche Gründe spielten jedenfalls keine Rolle, denn dann hätte die Planstelle dem CE L’Hospitalet gebührt. Der Klub aus dem Speckgürtel Barcelonas belegte vorige Saison hinter Aufsteiger Llagostera den zweiten Platz der katalanischen Viertliga-Staffel. Doch L’Hospitalet wollte nicht bezahlen, das machte Präsident Santi Ballesté von Anfang an klar. „Der Verband geriert sich wie ein Auktionshaus“, bestätigt er nun. Sein Verein werde vor den spanischen Sportausschuss gehen, womöglich vor Gericht, und außerdem Unterschriften an der Fußballbasis sammeln: „Damit uns dieser Betrag genau aufgeschlüsselt wird. Und damit die Regularien geändert werden.“

Ballesté geht es ums Prinzip. Um ein Zeichen gegen die Intransparenz im spanischen Fußball, mit der Verbandspräsident Luis Rubiales eigentlich aufzuräumen versprach, als er vor zwei Jahren die Nachfolge des jahrzehntelangen Paten Ángel María Villar antrat. Von anderen Vereinen habe er viel Zuspruch erfahren, sagt Ballesté. Alle katalanischen Viertligaklubs folgten seinem Aufruf, ein Verfahren zu boykottieren, an dem fast alles fragwürdig scheint. Die willkürlich festgelegte Summe, zu denen das Statut den Verband in der Tat ermächtigt und die dieser mit der Notwendigkeit begründet, die Schulden von Reus begleichen zu müssen – Ballesté beziffert sie allerdings nur auf rund die Hälfte. Wie auch die extrem sportliche Dreitagesfrist, die den Klubs zur Bereitstellung eines Betrags eingeräumt wurde, der in etwa dem Jahresbudget eines Viertligisten entspricht. „Um das bewilligt zu bekommen, müsste ich eine Mitgliederversammlung einberufen“, sagt Ballesté. „Die dafür vorgeschriebene Einladungsfrist sind 15 Tage.“

Bei Piqués Andorra geht es natürlich etwas schneller, seine Holding Kosmos bewegt ganz andere Summen, in ihren neuen Tennis-Davis-Cup etwa will sie 3 Milliarden Dollar über 25 Jahre investieren. Im Fußball hat er das Saisonziel nun schon vor Saisonbeginn erreicht. „Eines Tages wird die Champions-League-Hymne in Andorra klingen“, versprach er im April. Fürs Erste ist er dabei, auch bei Gimnàstic Manresa die Aktienmehrheit zu übernehmen. Der Verein ist in den katalanischen Vorpyrenäen beheimatet und hat eine hervorragende Jugendabteilung. Piqué will sie zur Filiale des FC Andorra machen, dem bisher jeder nennenswerte Nachwuchs fehlt.

Dafür wird im rund 75.000 Einwohner zählenden Fürstentum jetzt spanischer Drittligafußball geboten. Bei der Infrastruktur gibt es noch viel zu tun, im 550 Zuschauer fassenden Stadion Prada de Moles müssen beispielsweise noch richtige Kabinen installiert werden. Doch Piqué hat mit Andorras Regierung schon über den Bau einer Arena für 15.000 Fans gesprochen. Auch für weitere Zugänge ist natürlich noch Geld übrig. Miguel Palanca etwa, der spielte mal erste Liga, für Real Madrid und Espanyol, ausgerechnet, die Lieblingsfeinde seines neuen Präsidenten. Palanca kam trotzdem gern nach Andorra, er weiß, was seit dem doppelten Aufstieg niemand mehr bezweifeln kann: „Dieses Projekt ist ambitioniert.“

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