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Piaf-Hommage

Trau keinem unter 60, der aus dem Schmidt Theater kommt und erzählt, er steht auf Edith Piaf. Die Erfolgsproduktion des Hauses von 1994 ist in einer Neuinszenierung von Wolfgang Noack zu sehen – und gut geeignet, sentimentale Jugenderinnerungen an billige schwarze Röcke und Rollkragenpullover auszulösen. Mehr nicht.

Detailversessen spürt Noack in Edith Piaf – ich bereue nichts! der Vita der Grande Dame des französischen Chansons nach. Kindheit in der Gosse, erste Erfolge und Niederlagen, Männergeschichten, Morphiumsucht: Jaja, so muß es sich abgespielt haben damals. Weil aber eine atmosphärische Verankerung in der Zeitgeschichte fehlt, bleibt die Inszenierung eine freischwebende Totenrede. Die meisten Gesangsdarbietungen sind schlicht peinlich, und der Rest ist – von Thomas Bammer und Ingmar König in ihren Vielfachrollen als Männerschar der Diva abgesehen – einfach schlechtes Theater.

Die Piaf ist seit 1963 tot, und „La vie en rose“– war das nicht von Grace Jones?

Barbora Paluskova

bis 28. Juni, Schmidt Theater

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