piwik no script img

Phantastische Geschichten

■ Neu auf Sat.1: „Ein Fall für Professor Chase“, 17.10 Uhr, und „Detektei mit Hexerei“, 19.05 Uhr

Am Sonntag startet Sat.1 gleich zwei neue Fernsehserien, die dem Fantasy-Genre zuzuordnen sind. Ein Fall für Professor Chase (Originaltitel: „Manimal“) und Detektei mit Hexerei („Tuckers Witch“) stammen aus den Jahren 1983 respektive 1982, sind also noch nicht einmal zehn Jahre alt — und erscheinen trotzdem wie aus einer anderen Zeit. Statt auf martialische Gerätschaften und taffe Helden setzten ihre Autoren auf HeldInnen mit übersinnlichen Fähigkeiten. Professor Jonathan Chase, der seine Fälle künftig am Samstag abend lösen wird, ist ein Kriminologieprofessor mit besonderen Kenntnissen über den polizeilichen Einsatz von Tieren. Dahinter verbirgt sich seine eigene Fähigkeit, sich in jedes beliebige Tier verwandeln zu können, ein Vermögen, das er vornehmlich zur Verbrechensbekämpfung einsetzt. Ihm zur Seite steht der treue Gefährte und ehemalige Kriegskamerad Ty, der einzige, der von Chase' Geheimnis weiß — bis dato, denn das Drehbuch des Pilotfilms will es, daß eine junge, tüchtige Polizistin ebenfalls von der „Wandlungsfähigkeit“ des — wie sollte es anders sein — gutaussehenden Akademikers erfährt. Fortan werden sie ein Team bilden und insgesamt sieben knifflige Fälle lösen.

Zunächst einmal müssen sich Chase, Ty und die Polizistin Brooke McKenzie um eine gut organisierte Bande von Waffenschmugglern kümmern. Brooke ist besonders betroffen, denn einer der Gangster hat ihren Partner angeschossen, während sie einen zweiten verfolgte. Dabei stieß sie auf einen geheimnisvollen schwarzen Panther, der ebenfalls von einem Verbrecher verwundet worden war. Anderntags trägt auch der seltsame Professor Chase einen Verband unter dem Jackett. Chase kommt schließlich nicht umhin, gegenüber der Polizistin sein Geheimnis zu offenbaren.

Weder in der Anlage der Story noch in der Ausführung ist diese neue Reihe sonderlich originell. Es hat allerdings naiven Charme, wenn der Professor seine Hand in Richtung Vollmond streckt und sich in einen Panther verwandelt: Die Haut an seinen Händen fängt an zu blubbern, sein Nacken wölbt sich und zerreißt den Anzug wie Chemisette. Dieser Chase muß über einen riesigen Kleiderschrank verfügen, wenn bei jedem Einsatz ein Ensemble draufgeht, er aber jeweils im nächsten Moment schon wieder korrekt gekleidet ist... Wenn dann ein Statist eine plüschige Samtpfote vor die Kamera hält, die als tödliche Tatze eines kräftigen Raubtieres durchgehen soll, ist das endgültig unfreiwillig komisch. Sind diese Verwandlungsszenen alles andere als spektakulär, so zeigen immerhin die „tierischen“ Akteure recht erstaunliche Leistungen.

Die Autoren von Detektei mit Hexerei haben von vornherein auf Situationskomik und augenzwinkernde Ironisierung gesetzt. Rick und Amanda Tucker betreiben eine Detektei in Los Angeles. Als besondere Dienstleistung bieten sie Amandas übersinnliche Fähigkeiten an, mit denen sie Ereignisse vorausahnen und Gegenstände bewegen kann — was allerdings im entscheidenden Moment nicht funktioniert. So übt sie häufig daheim an Haushaltsgegenständen, was mitunter bei ihren Mitbewohnern für Verdruß sorgt, und plaudert gelegentlich mit ihrem Kater Dickens, der ihr als Medium dient. Alle drei wohnen gemeinsam mit Amandas Mutter Ellen in ländlicher Umgebung. Ellen züchtet Kräuter, von denen einmal kurz angedeutet wird, daß man sie in getrocknetem Zustand auch rauchen kann. Überhaupt lohnt es sich auf Details zu achten. Da schmücken die Tuckers ihre Behausung mit dem Plakat einer Ausstellung des schwarzen Fotografen und Regisseurs Gordon Parks, gibt es Anspielungen auf Hitchcock und anderes mehr. Im unverkrampft frivolen, wenngleich allzeit jugendfreien Umgang mit sexuellen Themen offenbart sich die libertäre Haltung der Vor-Aids-Ära, und an den Frisuren der männlichen wie weiblichen Darsteller zeigt sich, daß die Haarstylisten Hollywoods beachtliche Fortschritte gemacht haben. Detektei mit Hexerei ist ein sonntäglicher Ungezwungenheit adäquates Guckspäßchen. Herr Dittmeyer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen