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Pflichtschuldig zerknirscht

■ Der HSV blamiert sich beim Fußball-Hallenturnier in Riesa und tut danach so, als ob ihn das ärgern würde

Als Fußballtrainer wird man gemeinhin nicht nur für wohldosiertes Training und die sekundengenau getimte Einwechslung des siegbringenden Jokers bezahlt: Der Umgang mit den Medien, so erkannte man beim FC Bayern schon vor Jahren, kann wichtiger sein. Und so entließen die Bajuwaren 1996 Otto Rehhagel mit der expliziten Begründung, er sei mit der „komplizierten Münchner Presselandschaft“ nicht klargekommen.

Diesen Vorwurf will sich HSV-Coach Frank Pagelsdorf offenbar nicht einhandeln. Und so kommentierte er das Ausscheiden seiner Mannschaft im Hallenturnier von Riesa pflichtschuldig zerknirscht: „Schade, wir wären gerne weitergekommen.“ Hätte er das Gegenteil gesagt, der übertragende Sender DSF („Spitzensport und gute Unterhaltung“) hätte ihn wohl in der Luft zerrissen. Denn dass die Bundesliga-Trainer das Hallenspektakel bestenfalls als lästiges Übel betrachten, lässt sich den Zuschauern schlecht verkaufen.

Und dennoch ist selten eine Mannschaft so offensiv desinteressiert aufgetreten wie der HSV in der Sachsenhalle: Das nur mit drei Stammspielern angetretene Team gab sich keinerlei Mühe, das stille Leiden an der postweihnachtlichen Betätigung zu verbergen: Mit 0:5 unterlag es dem Vorletzten der Zweiten Liga, Kickers Offenbach, um sich dann mit 1:2 (Tor Gravesen) gegen Hannover 96 zu blamieren. Als es am nächsten Tag um nichts mehr ging, wurde gegen Arminia Bielefeld immerhin gepunktet: Mahmut Yilmaz und Ingo Hertzsch schossen die Tore zum 2:2.

Turniersieger wurde Energie Cottbus, das Hansa Rostock mit 4:3 besiegte. Die damit verbundene Qualifikation für das Hallen-Masters in München sah Trainer Ede Geyer dann auch als Werbeveranstaltung in eigener Sache: „Da wissen danach ein paar Leute mehr, wo Cottbus liegt.“

Wo Riesa liegt, weiß der HSV-Spieler Joe Simunic bereits heute, musste er doch am Samstag Abend nachreisen: Der Kroate hatte sich krank schreiben lassen, wurde dann aber beim Mittagessen von Co-Trainer Armin Reutershahn erwischt, der offenbar das gleiche Restaurant favorisiert. Dass er die Reise zum Hallenturnier als Strafe empfand, hatte er dann wohl mit allen HSV-Spielern gemein. Auch wenn der Trainer dies jetzt schleunigst dementieren würde. ruf

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