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Pfeffersäcke als grünes Thema

■ Marie-Luise Beck-Oberdorf will WählerInnen unter dem Antikriegsbanner sammeln

taz: Der neue Landesvorstand muß die Partei zur und durch die nächste Bürgerschaftswahl im September führen. Was werden die Schwerpunkte im Wahlkampf?

Marie-Luise Beck-Oberdorf: Der Golfkrieg wird sicherlich das Thema „Krieg und Frieden“ bestimmen, die Frage nach der bremischen Beteiligung, nach der Rüstungsschmiede, die Bremen eindeutig ist. Rüstungskonversion ist keine akademische Frage mehr. Und auch die Frage nach der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft, also nach den Bremer Pfeffersäcken, muß gestellt werden. Wir müssen dafür sorgen, daß Schritte gemacht werden in Richtung Konversion und daß wir nicht heute auf der Straße gegen Krieg demonstrieren und morgen so weitermachen können wie bisher.

Die Grünen haben bei der letzten Bundestagswahl hier in Bremen satte sechs Prozent verloren, am meisten im Lager der Jungwähler und bei den Nichtwählern. Wie können die wieder mobilisiert werden?

Ich gehe davon aus, daß viele durch unsere klare Antikriegshaltung wieder mobilisiert werden, obwohl das ja ein sehr zweifelhafter Gewinn ist, den wir bekommen. Das ist allerdings nur ein konjunktureller Zuwachs der Grünen, der zudeckt, was die Partei an Problemen hat.

Was werden die Grünen denn noch machen, außer darauf zu warten, daß die Kriegsgegner sie wählen?

Ich gehe davon aus, daß wir etliche Selbsttäuschungen endlich beiseite schieben müssen. Selbsttäuschungen, die uns unglaubwürdig gemacht haben. Wir haben immer die Altparteien gebrandmarkt wegen ihrer Hierarchien und uns immer als „die Guten“, Basisdemokratischen gegenübergestellt. Die Wähler haben das mittlerweile als faustdicke Lüge enttarnt, sie haben sehr wohl erkannt, daß es informelle Machtstrukturen gibt, daß fehlende Hierachien oft zu undemokratischen Entscheidungsfindungen geführt haben. Wir müssen unsere Aufgabe im Parteienspektrum neu definieren.

Wie denn?

Wir sind die Partei, wo die ökologischen und demokratischen Fragen aufgehoben sind. Das heißt nicht, daß wir nicht auch andere Probleme thematisieren, aber es geht um eine Zuordnung bestimmter Themen zu unserer Partei. Die SPD hat traditionell die gesellschaftliche Zuschreibung für die Soziale Frage, und in der klassischen Sozialstaats-Politik können wir ihr auch nicht den Rang streitig machen. Für unsere Wähler ist wichtig: Wir sind die erste Adresse für Fragen der Ökologie und Bürgerrechte. Dieses Profil ist uns verloren gegangen.

Wir können nicht ausschließlich die Rolle der Ankläger gegenüber dieser Gesellschaft einnehmen. Das reicht nicht und das interessiert auch niemanden. Wir alle erleben täglich, daß wir mit Widersprüchen leben müssen. Uns geht es um Grenzverschiebungen, in Richtung Ökologie, Frauenemanzipation und soziale Rechte. Da haben wir uns auf Bundesebene gegenseitig gelähmt, weil wir Erfolge gar nicht mehr als solche darstellen konnten. Es ist auch ein Erfolg, wenn CDU oder SPD auf Druck der Grünen wenn auch kleine, ökologische Verbesserungen vornehmen. Fragen: Markus Daschner

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