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Pfarrer in den Opferstock

■ Badische Landeskirche will unbotmäßigen Boxberg–Pfarrer zwangsversetzen / Pfarrer Pöltl soll seine Pfarrgemeinde entzweit haben / Teststreckenbefürworter bleiben ungeschoren im Amt

Aus Boxberg Dietrich Willier

Vor zehn Jahren hatte der Widerstand der Boxberger Bundschuhbauern gegen den Bau der Teststrecke des Stuttgarter Daimler– Benz–Konzerns begonnen. Zur gleichen Zeit wurde der heute 52jährige evangelische Pfarrer Robert Pöltl an die Boxberger Teilgemeinden Schillingstadt und Schwabhausen versetzt und lehnte schon in in seiner ersten Predigt den Teststreckenbau als „unzulässige Zerstörung der Schöpfung Gottes“ ab, um sich in den folgen den Jahren als stellvertretender Vorsitzender der Bundschuhgenossenschaft zu engagieren. Nachdem nun im März dieses Jahres das Bundesverfassungsgericht in letzter Instanz den Bau der Teststrecke verboten hat, gleichwohl aber die militanten Teststreckenbefürworter keine Ruhe geben (aus ihren Reihen hatte es Morddrohungen gegen Bundschuhbauern gegeben und Bundschuhgeschäftsführer Oellers wurde verprügelt), wird Pfarrer Pöltl auf Anweisung des badischen Landesbischofs Engelhardt zwangsversetzt. Schwere Zerwürfnisse habe Engelhardt in der Pfarrgemeinde Pöltls feststellen müssen, zahlreiche Gemeindemitglieder würden nicht mehr in Pöltls Gottesdienst gehen wollen. Heinz Raulf, Pfarrer einer anderen Boxberger Teilgemeinde, CDU–Stadtrat und vehementer Befürworter der Teststrecke, trägt nach Ansicht der Kirchenführer nicht zum Streit innerhalb seiner Gemeinde bei. Er genießt auch heute noch das volle Vertrauen der badischen Landeskirche.

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