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„Pettersson und Findus“ Meme-TrendEinmal kurz die echte Welt aussperren

Auf Social Media gibt es gerade einen Hype um „Pettersson und Findus“. Die Gen Z entdeckt ursprüngliche Freuden, die früher als omamäßig galten.

Wenn das Leben doch bloß so wäre wie bei Pettersson und Findus Foto: Instagram Account von „Pettersson und Findus“

Der „Brat Summer“ ist vorbei – jetzt ist „Pettersson und Findus“-Herbst. Während wir vor wenigen Wochen noch frech und rotzig unterwegs zu sein hatten, um dem angesagten Görentum des Popstars Charli XCX zu entsprechen, wird nun der Häuslichkeit gefrönt. Memes in sozialen Medien haben sich von der „Brat“-Farbe Giftgrün in ein Retrobraun gewandelt. Pettersson und Findus haben ihren Auftritt.

Als nächsten großen Trend hätte man sich wohl etwas Spektakuläreres vorgestellt. Doch die Illustrationen des verschrobenen Alten und seiner sprechenden Katze von Kinderbuchautor Sven Nordqvist sind beliebte Onlinereferenz der Generation Z. Mitten im schwedischen Nirgendwo machen Pettersson und Findus Pfannkuchen, basteln oder sitzen gemeinsam bei Kerzenschein am Küchentisch. Statt wilder Lebenächte steht Gemütlichkeit auf dem Programm.

Der Instagram-Kanal Funk postet Pettersson im Bett mit einem dicken Buch und einer Wolldecke. „Mein perfekter Abend mit Anfang 20“ ist der Titel. In den Kommentaren gibt es keinen Protest. „Pettersson macht es genau richtig!“, urteilt eine 22-Jährige. Einziger Kritikpunkt der User zum stehenden Findus: „Die Katze gehört ins Bett, nicht daneben.“

Dieser Trend verlangt nicht, abgeklärt oder draufgängerisch zu sein. In den Kommentaren prahlt auch niemand mit außerordentlichen Energiereserven. Stattdessen entdecken junge Menschen ursprüngliche Freuden für sich, die früher noch als uncool und omamäßig gegolten hätten.

Bodenständiges Utopia

Memes zeigen Pettersson, wie er mit seinem Kater im Rucksack durch einen karggrauen Herbstwald stromert. Da gibt es eigentümliche Pilzgewächse, allerhand Moos und Gestrüpp und natürlich die winzigen Hütten der trollartigen Mucklas. „Ich meine das, wenn ich sage, lass mal was unternehmen“, heißt es auf Instagram. In völliger Zufriedenheit gießt Findus auf einem anderen Bild die Pflanzen im Garten. Immer wieder schraubt Pettersson, der Vater des Do-it-yourself, in seiner chaotischen Scheune an Konstruktionen herum.

Sven Nordqvist hat ein Utopia erschaffen, wenn auch ein bodenständiges. Seine Helden leben im Einklang mit der Natur und voller Begeisterung für die kleinen Dinge. Das kommt an. „P&F geht hart“, kürzt ein User das Duo ab. „Reject modernity, return to Petterson und Findus“, lautet ein weiterer Kommentar. Eine Userin schreibt, sie sei „finally at peace“.

Moderne Welt aussperren

Die moderne Welt aussperren und dadurch Frieden finden – es ist das „Little Life“, das diesen Herbst in den sozialen Medien wie im viral gegangenen Song von Indie-Sängerin Cordelia zelebriert wird. Pettersson und Findus sind nicht die Einzigen, die das verkörpern. Auch Figuren von Janosch, aus „Winnie Puuh“, den „Mumins“ und der „Sendung mit der Maus“ sind plötzlich allgegenwärtig. Dazu gesellen sich neue Charaktere. Das Backvideo eines gehäkelten Froschs wurde auf TikTok mehr als 80 Millionen Mal geklickt.

Das Internet kommt zur Ruhe, Wohlfühlcontent sei Dank. Er zeigt: Es muss nicht immer schriller, bunter, lauter sein. Manchmal sind ein alter Mann und sein Kater genau das, was wir brauchen.

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2 Kommentare

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  • Ist das der digitale Biedermeier?

  • Pettersson und Findus sind halt was fürs Herz.



    In unserer herzlosen Zeit.