GIER : Peter Rosei
Was in den Politik- und Wirtschaftsteilen der großen Tageszeitungen nicht stattfindet, erledigt das Feuilleton. Während vorne das Loblied der freien Märkte gesungen wird, darf der Kapitalismus auf den hinteren Seiten – wenn auch vermittelt über die Kunst- und Literaturkritik – kritisiert und für seine Schweinereien verurteilt werden.
Diese Arbeitsteilung findet ihre Entsprechung auch außerhalb des Pressewesens. Während die Gesellschaftswissenschaften heute ausdauernd um sich selber kreisen, werden die besten Texte zur Lage der Dinge von Schriftstellern geschrieben. Im Rahmen der 37. Literarischen Woche liest der österreichische Autor Peter Rosei aus seinem 2011 erschienenen Roman „Geld!“, der einen sehr genauen Blick in eine für den taz-Leser wahrscheinlich fremde und seltsame Welt gewährt. Rosei hat sein Erkenntnisinteresse in einem Interview mit dem Standard sehr schön beschrieben: „Die Intellektuellen sind an Macht und Geld nicht herangekommen und haben daher den Spieß umgedreht: Geld, sagten sie, sei etwas Schmutziges; da wurde eine Wand aufgebaut und hauptsächlich Vorurteile über die Welt von Industrie und Geschäft transportiert. Ich will aber wissen, was diese Leute wirklich machen.“
■ Freitag, 19 Uhr, Zentralbibliothek