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Perus Regierungschef zurückgetreten

■ Protest gegen Präsident Fujimori wegen Militärprozeß

Lima (AFP) – Der peruanische Präsident Alberto Fujimori hat in der Nacht zum Donnerstag den Rücktritt von Ministerpräsident Alfonso Bustamante angenommen. Der Regierungschef, im vergangenen Jahr als Vertreter der Wirtschaft ins Kabinett berufen, hatte vor einer Woche seinen Rücktritt eingereicht – aus Protest dagegen, daß Fujimori den sogenannten „Cantuta-Fall“ einem Militärgericht übergeben hatte. Aus dem gleichen Grund war auch Erziehungsminister Raul Victor Alfaro zurückgetreten. Neuer Regierungschef soll Außenminister Ephraim Goldenberg werden, der gleichzeitig das Außenressort behalten soll.

Im „Cantuta-Prozeß“ geht es um neun Studenten und einen Professor der Cantuta-Universität, die im Juli 1992 von einem Militärkommando verschleppt und getötet worden waren. Ihre verstümmelten Leichen wurden ein Jahr später in Massengräbern am Stadtrand von Lima entdeckt – eine der spektakulärsten Menschenrechtsverletzungen der vergangenen Jahre. Entgegen aller Bedenken hatte Fujimori den Fall der Militärjustiz übertragen.

Am Dienstag hatte nun ein Militärstaatsanwalt Strafen zwischen zwei und 20 Jahren für die mutmaßlichen Verantwortlichen der Verschleppung der Studenten beantragt – für die kleinen jedenfalls. Die Angehörigen der Ermordeten bezeichneten die Strafforderung als „Witz“. Das Ziel sei, die wahren Hintermänner zu decken. Denn Heereschef Juan Hermoza Rios, der als eigentlich Verantwortlicher gilt, wurde vom Militärstaatsanwalt ausdrücklich von jeder Verantwortung freigesprochen. Das Nationale Koordinationskomitee für Menschenrechte zog sich unter Protest aus Gesprächen mit der Regierung zurück. Auch die Internationale Vereinigung der Liga für Menschenrechte (FIDH) kritisierte am Mittwoch vor der UN- Menschenrechtskommission in Genf, daß Regierung und Armee die Wahrheit des Cantuta-Falles verschleiern wollen.

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