Personenführung #90: Noemi Molitor: Ein Phänomen an Vielseitigkeit

Die aus Köln stammende Noemi Molitor sagt: „Berlin war immer meine Familie“ und insofern auch die taz.

Selbstporträt. Bild: privat

Um über sie zu sprechen, muss an unsere verstorbene Kollegin Meike Jansen erinnert werden. Sie, die Redaktionsmitkönigin des donnerstags erscheinenden taz.plan für Berlin und Produktionschefin des taz.lab, suchte eines Tages eine Vertretung.

Noemi Molitor bewarb sich – der Vorstellungstermin, das passte zu Frau Jansen, fand eines nachts in der Kreuzberger Fahimi Bar statt. Die Kandidatin gefiel – und ist jetzt die neue taz.plan-Mitdirigentin. Molitor, im Herzen eine Künstlerin sondergleichen, stammt aus Köln, aber sie sagt: „Berlin war immer meine Familie“ und insofern auch die taz.

Ein Phänomen an Vielseitigkeit

Zur taz wollte sie schon vor dem Abitur, als sie noch den Berufswunsch Journalistin hegte. Sie bekennt jedoch: „Publizistik an der FU erwies sich als trocken. So musste ich erst mal die Inhalte studieren, über die ich dann schreiben würde. Kunst war es damals aber noch nicht, sondern 2002 Gender Studies und Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität und der Cornell University in Ithaca, NY. Dort ging es um postkoloniale Theorie, Queer Studies, feministische Kunst.“

Aber ob als Künstlerin, taz.plan-Koordinatorin oder Journalistin: Molitor ist in jeder Hinsicht ein Phänomen an Vielseitigkeit, wachem Interesse und Durchsetzungslust gerade in queeren Perspektiven. Sie war Mitkuratorin der „Homosexualität_en“-Ausstellung im vorigen Jahr im Deutschen Historischen Museum. Dass diese erste Exposition mit queerer Grundierung zu einer der erfolgreichsten des DHM wurde, lag nicht zuletzt an ihr.

„Sie kannte alle”

Molitor weiß um die Erbschaft, die ihr Meike Jansen hinterlassen musste. Sie wollte den Job ja unbedingt: „Ich war erst mal baff, sie kannte alle, machte taz.lab und CTM und hat mit dem Kunstraum im taz.plan ein besonderes Stück Kunstkritik geschaffen, das in die Projekträume schaut, einen weiten Kunstbegriff hat und einigen neuen Gesichtern mit dem Einblick-Interview die ersten Presseauftritte verschafft. Ich hoffe, so bleibt es.“

Die Ausgaben des taz.plan, die sie nun verantwortet, beweisen: Ja, Noemi Molitor kann diese Hinterlassenschaft prima bewahren und fortführen, sodass das wichtigste Termin- und Kulturjournal Berlins zu ihrer Sache werden konnte. Und warum? Weil sie ihren Redaktionsstoff liebt. Insofern: Famose Person!

JAN FEDDERSEN