Personenführung #88: Susanne Sigmund: Des „Hochfränggischen” mächtig

Sie komponiert die Lesungen und Performances auf der Leipziger Buchmesse.

Bild: privat

Die taz richtet Jahr für Jahr auf der Leipziger Buchmesse ein Studio ein. Darin: Lesungen und Performances mit AutorInnen, die just ein Buch veröffentlicht haben. Man darf das unbescheiden sagen: Dieses Projekt gehört mit zum Populärsten, was die taz zu bieten hat und was sie jenseits der Zeitung profiliert. Eine Kollegin hat diesen Reigen der Schreibenden, Denkenden und Grübelnden sozusagen komponiert: Susanne Sigmund.

Momentan arbeitet sie, die viele Jahre in der Anzeigenabteilung wirkte, in der taz-Dokumentation. Das taz Studio, das auf der Buchmesse in Leipzig kurz vor Ostern eingerichtet sein wird, ist für sie, die 1969 in Erlangen geborene Frau, das letzte. Leider!

Sigmund, die des Deutschen wie „Hochfränggischen“ mächtig ist, kocht gern und liebt es, wenn alle Gäste hernach pumperlsatt selig auf ihren Sesseln sitzen: Dann werde es freundschaftsinnig, sagt sie. Ihre Liebe zur Literatur hat ihr den Blick in alle Welt geweitet. Ihr eignet etwas, was kaum zu lernen ist: Freisinn und Respekt vor dem wahren Leben. In Würzburg studierend, publizistisch ein Korrektiv zur altfränkischen Main-Post benötigend, fand sie in unserem alternativen Blatt die Rettung. Vor vielen Jahren kam sie – nicht nur deshalb – zur taz, schweren Herzens ihre Heimat verlassend.

Was sie mag? Vieles. Und auch: Bergtouren mit ihrer Wanderfreundin, Musik von Motörhead über Notwist bis Tom Waits, uralte Jazzmusik und Balboa tanzen, Singen, schwarzen Humor, Skurriles. Eigentlich – mit dieser Aussage mag sie mit einem Hauch von Exzentrizität umweht sein – glaubt sie, in der falschen Zeit zu leben. Am liebsten wäre ihr, hätte sie Greta Garbo, den Jazz der Roaring Twenties oder Louis Armstrong als junge Frau gehört und erlebt. Und was sie von Menschen erwartet? Sie sagt nur lapidar: „Rückgrat.“

Sie wird in Bälde ihr Studium nutzen. In Berlin wird sie als Sonderpädagogin arbeiten. Sie verlässt also das Gewerbe mit den Medien. Als wäre das nicht schon schade genug, ist es umso bedauerlicher, dass das taz.studio ab dem Jahr 2017 ohne sie auskommen muss. Wir wünschen ihr das Allerbeste!

JAN FEDDERSEN, Redakteur für besondere Aufgaben