Personenführung #134: Schreiblust, Themenlust, Streitlust

Die stellvertretende Inlandsressortleiterin Simone Schmollack verlässt nach acht Jahren die taz. Eine Hommage.

Bild: Barbara Dietl

Sie ist seit einiger Zeit stellvertretende Leiterin des Inlandsressorts der taz: Schwerpunkt ihrer Arbeit, hartnäckig und mit stets angebotener Substanz bleibt das weite und von vielen Zeitungen eher als Gedöns gehandelte Feld, wie sie selbst es umreißt, „Frauen, Familie, Gender, Soziales“.

Kurz: Es ist von Simone Schmollack die Rede, 1964 im Prenzlauer Berg geboren – und wie es sich für echte Berlinerinnen dieser Gegend gehört, hat sie diese auch bis heute nicht verlassen. Sie ist, wenn es nicht so abträglich klänge, als treu und loyal zu beschreiben, sie ist höflich und kollegial. Und das auch noch mit Gelassenheit und Ruhe.

Diese Kollegin ist in der DDR aufgewachsen, versteht ihre geschlechterdemokratisch orientierten Interessen nicht als identitäre Dinge, sondern als journalistische Aufgabe, Ungerechtigkeiten im rechtlichen und materiellen Bereich öffentlich zu machen. Sie hat eine Menge Bücher zum Thema verfasst, etwa jüngst „Und er wird es wieder tun” Gewalt in der Partnerschaft.

taz als Schreiblust

2009 kam sie zur taz – zuvor arbeitete sie, wie es unter Journalisten heißt, „mit einem Bauchladen“, das heißt, als Autorin hatte die studierte Germanistin und Slawistin Publikationsmöglichkeiten in Zeitungen, im Radio und Fernsehen. Eine Fachfrau für das politisch Nächstliegende – eben das Familiäre – war sie gut beschäftigt.

Die taz ist gleichwohl keine Station unter vielen Medien gewesen: „Die taz war Schreiblust, Themenlust, Streitlust. Sie war gelebte Debattenkultur und tägliches Lachen miteinander. Kurz, sie war Familie mit Lebensqualität.“ Sie mag nur begrenzt offen gelobt werden, was auch kein unschöner Charakterzug ist.

Trotzdem sei dies noch erwähnt: Neulich hat sie in dieser Rubrik eine Hommage, besser Femmage auf eine Kollegin geschrieben, die auch deshalb ihr ins Auge fiel, weil sie Tag für Tag schön ist und sich schön zu kleiden weiß. Kollegin Schmollack, so gesehen, hat einen Blick auf die Wesentlichkeiten des Lebens.

Leider mussten wir kürzlich viele Gläser auf sie trinken, denn sie wird die taz verlassen – und auf gewisse Weise vermissen wir sie schon jetzt: Sie geht als neue Chefredakteurin zur Wochenzeitung Freitag. Wir wünschen ihr dort ein gutes Händchen für die perfekte Themenmischung. Gedöns, das ist klar, wird dort nicht unterbelichtet bleiben. Danke für deine Jahre mit uns, liebe Simone, es war unser Glück!

JAN FEDDERSEN