: Perfide Spaltung
betr.: „Zu dumm zum Kassieren“, Kommentar von Christian Füller, taz vom 18. 2. 08
Als ich Ihren Beitrag zu Studiengebühren las, musste ich mich erst vergewissern, dass ich die „richtige“ Zeitung in Händen halte und nicht versehentlich taz mit FAZ verwechselt habe. Sie schreiben: „Studiengebühren sind (…) ein notwendiger Beitrag zur Gerechtigkeit.“ Die von Ihnen angesprochene Bildungsungerechtigkeit an den Gymnasien besteht. Kein Zweifel! Durch Studiengebühren wird diese aber nicht gemildert, im Gegenteil.
Die Menschen aus einkommensschwachen Schichten, welche es trotz der Präselektion durch das Schulsystem bis zum Abitur geschafft haben, werden gerade durch die Studiengebühren jetzt vom Studieren abgehalten; die Studiengebühren sorgen also nicht für mehr Gerechtigkeit, sondern sind nur eine weitere Selektionshürde!
„500 Euro Studiengebühren kann man Studenten zumuten.“ Kann man vielleicht, die Frage bleibt aber, nach welcher Legitimation überhaupt Gebühren erhoben werden – ob 50, 500 oder 2.500 Euro. Das Argument, die Hochschulbildung werde durch die Steuern von NichtakademikerInnen finanziert, ist insofern falsch, als 1. AkademikerInnen, sofern sie einen akademischen, daher in der Regel besser bezahlten Arbeitsplatz bekommen, auch höhere Steuern zahlen und 2. von den Steuern der AkademikerInnen auch die (Aus-)Bildung in nichtakademischen Berufen mitfinanziert wird. Was Sie hier betreiben, ist eine perfide Spaltung von ArbeiterInnen und AkademikerInnen – ganz im Sinne neoliberaler Demagogen!
TILMAN RIEDEL, Hamburg