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Perez de Cuellars schwerster Gang

■ Der UNO-Generalsekretär geht mit Geduld und Beharrlichkeit an eine scheinbar aussichtslose Aufgabe

Aus Genf Andreas Zumach

Zum Auftakt seiner Verhandlungsbemühungen um eine politische Lösung der Golfkrise trifft UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar morgen in der jordanischen Hauptstadt den irakischen Außenminister Terek Aziz. Der 70jährige Peruaner läßt sich damit auf das bislang wohl schwierigste Vorhaben seiner Amtszeit ein - viele Beobachter halten es für völlig aussichtslos. Doch de Cuellar hat - unter geschickter Nutzung der Veränderungen in der sowjetischen Außenpolitik seit 1985 - in den letzten vier Jahren einiges Unerwartete zu Wege gebracht. Sein Motto: „Geduld, Beharrlichkeit und stille Diplomatie“.

Zu Beginn von de Cuellars Amtszeit im Dezember 1981 galt die UNO fast überall in der Welt als weitgehend handlungsunfähige und darüber hinaus teure Großorganisation. In seinem ersten Bericht vor der UNO-Generalversammlung räumte de Cuellar im September 1982 mit den jahrelangen Beschönigungen seines Vorgängers Waldheim auf und schilderte nüchtern die damals aktuellen internationalen Konflikte und die Mißerfolge der UNO beim Versuch ihrer Schlichtung: die durch die türkische Invasion 1974 verschärfte Zypernkrise; den Einmarsch der Sowjets in Afghanistan 1979; den britisch -argentinischen Krieg um die Falklands/Malvinas und den Libanon-Krieg 1982; die (Bürger-)Kriege in Nicaragua, El Salvador, Kambodscha und Nordafrika. Die globale West-Ost -Konfrontation lähmte Weltsicherheitsrat, Generalversammlung und die meisten anderen UNO-Gremien. Ein Mandat für konstruktives Eingreifen der UNO kam selten zustande.

Das änderte sich mit Gorbatschows Amtsantritt in Moskau. Nachdem die Generalversammlung - ein Novum in der UNO -Geschichte - das Mitglied des Sicherheitsrates, die Großmacht UdSSR, mehrfach und nahezu einstimmig wegen des Einmarschs in Afghanistan verurteilt hatte, stimmte Moskau schließlich Verhandlungen zu. Unter de Cuellars Vermittlung führten sie im März 1988 zum Abkommen über den Rückzug der sowjetischen Streitkräfte und einer Reihe von Garantien zwischen den direkt und indirekt am Konflikt beteiligten Staaten. Daß zu diesem Paket auch das stillschweigende Einverständnis der UdSSR und der USA über weitere Waffenlieferungen in die Konfliktregion gehörte, ist den beiden Großmächten, nicht jedoch dem UNO-Vermittler, anzulasten. Er hatte eine Einstellung aller Waffenlieferungen verlangt.

Im März dieses Jahres wurde unter de Cuellars Ägide erfolgreich der Unabhängigkeitsprozeß Namibias zu Ende gebracht. Beim Truppenabzugsabkommen zwischen Angola, Südafrika und Kuba hatte er zwar keine offizielle UNO -Funktion, spielte aber eine entscheidende Rolle im Hintergrund. Die Führer der griechischen und türkischen Volksgruppen auf Zypern brachte er zu ersten Direktgesprächen zusammen. Ähnliche Mittlerdienste leistete de Cuellar zwischen den Bürgerkriegsparteien in El Salvador sowie im Westsahara-Konflikt.

Nicht zuletzt de Cuellars zweiter Vermittlungserfolg nach dem Afghanistan-Abkommen begründet jetzt seine Hoffnung auf eine politische Lösung der aktuellen Golfkrise: der im August 1988 verkündete Waffenstillstand zwischen Irak und Iran. Kritisiert worden ist Perez de Cuellar damals, weil er - zumindest öffentlich - jegliche Kritik am Giftgaseinsatz Saddam Husseins gegen die irakischen Kurden im März 1988 vermied. Dies war der Preis für Bagdads Zustimmung zum Waffenstillstand.

Daß Saddam Hussein in der aktuellen Golfkrise aus Interesse an verbesserten Beziehungen zum bisherigen Kriegsgegner Iran jetzt über Nacht sämtliche, bislang als „unaufgebbar“ geltenden irakischen Positionen räumte, mag de Cuellar merkwürdig berührt haben. Es dürfte jedoch auch seine Hoffnung genährt haben, daß Saddam Hussein noch zu weiterer Flexibilität fähig ist. Sollten seine Bemühungen dazu beitragen, einen „Heißen Krieg“ im Golf zu vermeiden und eine politische Lösung der Krise herbeizuführen, dürfte Perez de Cuellar zum Spitzenkandidat für den diesjährigen Friedensnobelpreis avancieren.

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