: Peres: Frieden nicht leicht, aber nicht unmöglich
Nach dem Treffen zwischen Palästinenserpräsident Arafat und US-Präsident Clinton bemühen sich alle Beteiligten, Pessimismus zu vermeiden
JERUSALEM taz ■ Um die amerikanischen Kompromissvorschläge für den Nahost-Friedensprozess zu verstehen, „braucht man eine Enzyklopädie“. Das sagte Nabil Abu Rudeine, Sprecher des Palästinenserpräsidenten Jassir Arafat, einen Tag nach dem Treffen zwischen Arafat und US-Präsident Bill Clinton. Die Reise des Palästinenserpräsidenten nach Washington habe der Erläuterung des amerikanischen Kompromissvorschlags gegolten, so Arafats Sprecher. „Der Prozess geht schwer voran“, meinte er. Dennoch würden die Palästinenser die Möglichkeit eines Dreiergipfels nicht ausschließen.
Während aus dem Büro des israelischen Premierministers Ehud Barak zunächst kein Kommentar zu hören war, sagte Schimon Peres, Minister für Regionale Zusammenarbeit, es sei nicht leicht, aber auch nicht unmöglich, den Prozess voranzutreiben. Merez-Chef Jossi Sarid äußerte unterdessen die Hoffnung, dass das Arafat-Clinton-Treffen erfolgreicher war, als es zunächst den Anschein hatte. In diesem Fall solle Barak „nicht zögern, seine Chance wahrzunehmen“.
Mit einem Komplex von über 20 Fragen war Arafat nach Washington gereist, und Clinton zeigte sich zu einem zweiten, nicht geplanten Gespräch in der Nacht bereit, um alle Unklarheiten zu erläutern. So war den Palästinensern nicht deutlich genug, wo das Gebiet der jüdischen Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt endet.
Der Palästinenserpräsident verließ die amerikanische Hauptstadt, ohne Präsident Clinton zunächst eine klare Antwort gegeben zu haben. Arafat reiste weiter nach Kairo, um mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak zu Beratungen zusammenzutreffen.
Problematisch an den amerikanischen Kompromissvorschlägen sei nicht nur die Tatsache, dass sie „nebulös“ seien, so Kommunikationsminister Jassir Abed Rabbo, der die palästinensische Friedensdelegation leitet. Nach Ansicht Abed Rabbos sei in dem amerikanischen Vorschlag die palästinensische Forderung auf eine territoriale Verbindung zwischen Jerusalem und dem Staat Palästina nicht berücksichtigt worden. Abed Rabbo hatte bereits im Vorfeld des Arafat-Clinton-Treffens eine Reihe von Landkarten erstellt, die die Vorschläge „übersetzen“ sollten.
Aus dem Büro von Mohammad Dahlan, Chef des palästinensischen Sicherheitsdienstes in Gaza, wurde die Forderung laut, dass Israel die „Schuld für das Flüchtlingsproblem anerkennt“. Akram Arouq, ein Mitarbeiter Dahlans, erklärte auf Anfrage, dass die Palästinenser auf „Garantien für einen kompletten Abzug aus den besetzten Gebieten“ beharren sowie auf den „Einsatz internationer Truppen an den Grenzen“.
Entsprechend einer gestern früh vom staatlichen israelischen Hörfunk (Kol Israel) gemeldeten Nachricht liegen die Beziehungen zwischen Israel und Jordanien sowie zwischen Israel und Ägypten „praktisch brach“. Der Radiosender bezieht sich dabei auf ein geheimes Papier, das offenbar eine Sitzung der Verwaltungsführung im israelischen Außenministerium protokolliert. Ein Sprecher des Außenministeriums leugnete indes auf Anfrage die Richtigkeit des Papiers. „Der Bericht von Kol Israel ist weit von Genauigkeit entfernt“, hieß es.
Auch die äyptische Botschaft stritt neue Probleme zwischen Israel und Ägypten ab. „Es ist alles in Ordnung“, hieß es in der Pressestelle. Botschafter Mohammad Bassioni werde „im Anschluss an die Beratungen in Kairo“ wieder nach Tel Aviv zurückkehren. Ägyptens Präsident Husni Mubarak hatte Bassioni nach den israelischen Bombardierungen des Gazastreifens vor einigen Wochen zurückbeordert.
SUSANNE KNAUL
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