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MIT WOLFGANG KARTTE AUF DU UND DUPensionär für Rußland

■ Der Präsident des Bundeskartellamts wird 65 Jahre alt

Berlin (taz) — In seine Zeit als Präsident fiel die Entmachtung des Bundeskartellamts durch das Faktische. Wolfgang Kartte (CDU), der am Sonntag 65 Jahre alt wird, dürfte sich zunehmend als Kämpfer auf verlorenem Posten gefühlt haben. Dem Konzentrationsprozeß durch Verflechtungen hatte das kleine Amt in Berlin immer weniger entgegenzusetzen, auch wenn es unter Leitung Karttes über 200 Unternehmenszusammenschlüsse verhinderte. Aber kaum hatten die Wettbewerbshüter die Großfusion des Daimler-Benz-Konzerns mit dem Rüstungsriesen MBB nach Recht und Gesetz wasserdicht untersagt, hob das Bundeswirtschaftsministerium das Kartellamts-Verbot 1989 wieder auf.

Nach diesem Imageverlust folgte 1990 der Funktionsverlust durch die neue EG-Fusionskontrolle (Kartte: „Ein fauler Kompromiß und ein Fehler.“), die große grenzüberschreitende Firmenzusammenschlüsse den deutschen Kartellwächtern entzog. Und in der EG teilen die wenigsten Länder Karttes Liebe zu mittelständischen Firmen: Franzosen, Holländer und Südländer fördern die Machtausweitung ihrer Unternehmen durch Größenwachstum ganz offen. Von bisher 55 Großfusionen lehnte die EG lediglich eine ab.

Seit 1959 diente der gelernte Rechtsanwalt dem bundesbehördlichen Wettbewerbsschutz, seit 1976 als Präsident des Bundeskartellamts. Sein Eintreten für Wettbewerb war allerdings nicht immer logisch: So untersagte seine Behörde der Lufthansa 1990 den Einstieg bei der DDR-Linie Interflug, woraufhin letztere pleite ging. Die Allianz hingegen konnte sich ungehindert des neuen deutschen Ostmarkts versichern. Möglicherweise liegt dort der tiefere Grund dafür, daß Kartte kurz vor seiner Pensionierung versucht, den Einfluß der Allianz bei der Dresdner Bank zu begrenzen. Das mag beim Aktienanteil gelingen. Jedoch: Einfluß macht sich im dichten Filz der Überkreuz-Beteiligungen immer weniger an der Höhe des Kapitalanteils fest. Und vor dem „System der Seilschaften“ (Kartte) ist das Kartellamt machtlos.

Nach 16 Jahren kuntinuierlichen Machtverlustes an der Bundeskartellamtsspitze sucht Kartte jetzt die ganz große Seilschafts-Herausforderung: Das Bundeswirtschaftsministerium schickt den Pensionär beratend als „ersten deutschen Bundesbeamten ins Weiße Haus in Rußland“, wie er jüngst selbst sagte. Donata Riedel

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