: Pausenstullen-Song
■ „Honka He“, das Mobbing-Musical, kommt im Schmidt nicht recht in Fahrt
„Nee, nee, das ist ja nun überhaupt nicht komisch!“ Die jungen Damen neben uns schüttelten mißmutig die Köpfe. „Da hätten Sie mal Grease sehen sollen, da ging richtig die Post ab.“
Und dabei hatte die Vorankündigung der neuen Produktion der Berliner Musical-Truppe College of Hearts ebendies versprochen: Herzzerreißend komisch, skurril und parodistisch, mit Haß und Liebe sollte es sein, Honka He, oder: Wenn Du Geburtstag hast, das erste Mobbing-Musical, ein Stück demnach über den alltäglichen Terror am Arbeitsplatz. Als einfach gestrickt erwies sich dann die Story: Bühnenarbeiter Ernst und seine Kollegen bauen in einem schwäbischen Provinznest die Kulissen für eine Opernaufführung auf. Dabei geht so ziemlich alles schief, was überhaupt schiefgehen kann. Ernst bekommt die Schuld zugeschoben und wird rausgeschmissen, und das auch noch an seinem Geburtstag! Hätte er nur die Finger von der allseits begehrten Garderobiere Gabi gelassen . . . Hat er aber eben nicht, und so erfüllt sich sein Verhängnis.
Keine turbulente Komödie hatte da am Dienstag im Schmidt Hamburg-Premiere, deren zusehends aus den Fugen geratende Handlung einen in Atem hielte, sondern ein übersichtliches Stück, das gemächlich seinen Konflikt entwickelt. Der so bereitgestellte Freiraum wird, nach bewährtem Linie 1-Muster, mit musikalischen Einlagen und darstellerischer Typenzeichnung gefüllt. Einige hübsche Einfälle gibt es da schon (Pausenstullensong), doch die richtig zündenden Nummern, die das Publikum zu mehr als freundlichen Achtungsapplaus animieren würden, bleiben aus.
Schade eigentlich, denn das Team, allen voran Christoph Swoboda als Macho-Vorarbeiter Checker, ist schon so gut, daß es einen Abend tragen kann. So jedoch war's halt leider ein Flop.
Jörg Königsdorf
Schmidt, noch bis zum 28. Mai (außer 22. und 25.)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen