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Paulis kognitive Probleme

■ FC St. Pauli weiter sieglos: Bei der 0:2-Niederlage gegen TeBe Berlin spielten die Reimänner bis zum Schluß auf Ergebnis halten

Fussballspiele, so sagt eine Binsenweisheit, werden im Kopf entschieden. Wer die 0:2-Niederlage des FC. St. Pauli bei Tennis Borussia Berlin am Freitag Abend beobachtet hat, muss ernsthafte Zweifel am kognitiven Zustand der Pauli-Spieler geltend machen. Von Beginn an agierte das Reimann-Team zögerlich bis pomadig. Als bereits in der dritten Minute ein Schuss von Uwe Rösler an den Pfosten knallte, schien allein Torwart Carsten Wehlmann so etwas wie Erleichterung darüber zu empfinden, dass dem Berliner die nötigen Zentimeter zum 1:0 fehlten.

Zwar spielte auch die zusammengekaufte Millionen-Truppe aus der Hauptstadt alles andere als mitreissend, im Gegensatz zu den Hamburgern schien sie die Option, den Platz als Sieger zu verlassen, jedoch in keine nachhaltigen Sinnkrisen zu stürzen. TeBe unternahm zumindest vordergründig den Versuch, so etwas wie Druck zu entwickeln, der FC döste dicht gestaffelt vor sich hin. Hätten nicht die einzig engagierten Arbeitnehmer Jean-Clotaire Tsoumou-Madza und Stephan Hanke hin und wieder gestört, der Ball wäre irgendwann vor lauter Ermüdung ins Hamburger Tor getrudelt.

Dort befand er sich dann aber erst in der sechzigsten Minute, als der eingewechselte Ansgar Brinkmann den Ball kunstvoll per Aussenrist ins lange Eck bugsierte. Die Taktik des noch immer sieglosen FC St. Pauli, auf 0:0 zu spielen, war nun hinfällig. Das war den mitgereisten 1.500 Hamburgern unter den 4567 ZuschauerInnen im Gegensatz zu den Akteuren schon lange klar gewesen. Die jedoch spielten weiter konsequent auf Ergebnis halten. Wenigstens das taten sie bis zur 86. Minute meisterhaft. Da nämlich erhöhte Sasa Ciric auf 2:0.

Und da wäre es, das kognitive Problem: Wer nach einem Rückstand weiter mit Quer- und Rückpässen zum Erfolg kommen will, hat irgend etwas nicht begriffen. Ob die derzeitigen Probleme des FC durch intensiviertes Lauftraining zu beheben sind, sei hiermit nachdrücklich bezweifelt. ruf

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