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Paukenschlag bei der Post

■ Poststreiks: Zwei Millionen Briefe blieben liegen / Die Norddeutsche Fernsprechauskunft komplett lahmgelegt Von Kai von Appen

Hamburgs Postgewerkschaft geht weiter in die Offensive: Nach dem Scheitern der Bundesgespräche über einen Sozialtarifvertrag für die 670.000 MitarbeiterInnen bei Telekom, Postdienst und Postbank weitete die Gewerkschaft gestern abend ihre Warnstreiks aus.

Der Schwerpunkt der Aktionen lag im Postversand sowie bei den Telekom-Auftragsdiensten. Gegen 19 Uhr legten zunächst in den drei Briefverteilungszentren Altona, Hühnerposten und Harburg rund 600 PostlerInnen die Arbeit nieder. Trotz der Automatisierung konnten die Briefverteilungsanlagen weitgehend stillgelegt werden. Denn diese Maschinen können zwar schreibmaschinengeschriebene Anschriften in Bruchteilen einer Sekunde automatisch lesen, dennoch müssen diese hochmodernen Anlagen per Menschenhand bedient, gefüttert und geleert werden.

Auch die CodierInnen, die unleserliche handgeschriebene Adressen entziffern und den Brief dann anschließend mit einem maschinenlesbaren Strichnummer-Code versehen, schlossen sich dem Ausstand an. Hamburgs Postgewerkschaftschef Rolf Meier: „Es werden etwa zwei Millionen Briefe liegenbleiben.“

Gegen 22 Uhr dann der nächste Schlag: Nunmehr traten die MitarbeiterInnen der Fernsprechauskunftszentralen Hamburg, Lübeck und Stade in den Streik, so daß in den Abend- und Nachtstunden unter „01188“ nichts mehr lief. In die Warnstreikaktionen wurden auch die MitarbeiterInnen der Fernsprechauftragsdienste (Weckdienst) sowie der Auslandsvermittlung mit einbezogen.

Die Postgewerkschaft kündigte an, ihre Streikaktionen heute und morgen fortzusetzen. Sie bot jedoch den Postunternehmen an, eine „Notvereinbarung“ abzuschließen, so daß die Briefwahlunterlagen zur Europawahl rechtzeitig die Zählzentren erreichen. Nach dem Plan der Gewerkschaft sollen an den Postämtern Sonderschalter eingerichtet werden, an denen die Briefwahlunterlagen abgegeben werden können und dann auf einem Sonderweg bearbeitet und den Zählbezirken zugeleitet werden. Postgewerkschaftsprecher Joachim Filon: „Wir haben bisher von der Verwaltung noch keine Reaktion erhalten.“

Die Postgewerkschaft versucht mit den Warnstreiksaktionen, den Abschluß eines Tarifvertrags durchzusetzen, durch den Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen abgesichert werden, auch wenn die drei Postuntermehmen im kommenden Jahr privatisiert und in Aktiengesellschaften umgewandelt werden. Ohnehin werden in den kommenden Jahren nach Gewerkschaftsschätzungen durch die Privatisierung in Hamburg 10.000 Postjobs abgebaut werden, allein im Post(brief)dienst rund 5000.

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