: Patienten kosten Geld, nicht die Ärzte
betr.: „Volksfront trotz gravierender Gegensätze“, taz vom 25. 9. 99
Dieses ganze Gekeife um Kostensenkung im Gesundheitswesen, Globalbudget, Regressdrohungen ist nur das Vorspiel. Zur Zeit herrscht ein Verteilungskampf unter den verschiedenen Heilberufen um die restlichen Ressourcen. Wenn auch dieser endlich vorbei ist, wird es vielleicht der verantwortlichen Gesundheitsministerin auffallen, dass es die Patienten sind, die Geld kosten, und nicht die Ärzte. Patienten schlucken die teuren Medikamente, werden operiert, therapiert, massiert usw. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis man den Patienten die uneingeschränkte Inanspruchnahme ärztlicher oder therapeutischer Leistungen erschweren muss, indem man sie an den Kosten beteiligt. Die Ärzte in Regress zu nehmen ist so widersinnig, dass es weh tut. Oder haben Sie schon mal einen Handwerker erlebt, der für 3,50 Mark nachts zu Ihnen ins Haus kommt, um Ihre Waschmaschine zu reparieren und, wenn er das zu oft macht, auch noch 100 Mark extra dafür bezahlt? Vesil Dolu, Rochester, Minnesota, USA
Die Zauberworte heißen „Rehabilitation“ und „Prophylaxe“. Man muss doch kein Rechengenie sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass ein alter Mensch möglichst lange selbstständig in seiner eigenen Wohnung billiger lebt, als wenn er in ein teures Altenheim mit Pflegesätzen von 6.000 Mark im Monat abgeschoben wird. Viele der so genannten Heilmittelerbringer, wie Krankengymnasten, Logopäden und Ergotherapeuten arbeiten täglich an der Rehabilitation kranker, behinderter und alter Menschen. Ihnen wird durch die Budgetierung das Wasser abgegraben. Die Folge ist, dass eigentlich rehabilitierbare Patienten innerhalb kürzester Zeit einen sichtbaren körperlichen und geistigen Abbau erfahren. Iris Ganninger, Karlsruhe
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