: Palaver gegen Arbeitslosigkeit
■ Ministern der G 7 fällt wenig zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ein
Detroit (dpa/AP/AFP) – Im Kampf gegen die chronische Arbeitslosigkeit wollen sich die sieben großen westlichen Industriestaaten (G 7) nicht auf konkrete Gegenmaßnahmen festlegen. Zum Abschluß der G-7-Beschäftigungskonferenz in Detroit waren sich die Finanz-, Wirtschafts- und Arbeitsminister zwar darüber einig, daß die weltweite Arbeitslosigkeit eine der größten Herausforderungen für die entwickelten Industrienationen sei. Doch wie der Job-Malaise begegnet werden soll, ließen die Fachminister offen: Man werde weiter nach geeigneten Lösungsmöglichkeiten suchen, so formulierten sie ins gemeinsame Kommunique, jedes Land werde dies jedoch auf seine Weise tun.
Da fing es dann schon an: US- Finanzminister Lloyd Bentsen faßte sich an die eigene Nase und empfahl, die Industriestaaten sollten vor allem auf mehr Bildung setzen. Schließlich sei es entscheidend, „daß wir unsere Wirtschaften und am wichtigsten: unsere Bevölkerung auf die Herausforderungen vorbereiten, die uns im nächsten Jahrhundert erwarten“, so Bentsen. Bildung müsse zu einer „lebenslangen Verpflichtung“ werden. Nur so können mit einer „innovativen Verwendung und Verbreitung neuer Technologien“ auch Arbeitsplätze für die 30 Millionen Arbeitslosen in den G-7- Ländern geschaffen werden.
Bundesarbeitsminister Norbert Blüm will dagegen die strukturellen Probleme auf dem Arbeitsmarkt mit mehr Flexibilität angehen und Wege aus den „starren, verkrusteten Arbeitszeiten“ finden. Bislang fänden individuelle Angebote zur Lösung des Beschäftigungsproblems noch immer keine Akzeptanz in der Bevölkerung. Gleichzeitig beschwerte sich Blüm darüber, daß ganze Industriezweige die Vorruhestandsregelung immer mehr zur Lösung betrieblicher Schwierigkeiten nutzten.
In der gemeinsamen Erklärung der G-7-Delegationen, die den Boden für den Wirtschaftsgipfel im Juli in Neapel bereiten soll, betonte Bentsen auch die Notwendigkeit eines günstigen Konjunkturklimas zur Schaffung von mehr Arbeitsplätzen. Reformen bei Sozial- und Arbeitsprogrammen müßten durch „eine gesunde makroökonomische Politik“ unterstützt werden, die zum Wirtschaftswachstum führe. Das bedeutet im Klartext Haushaltskonsolidierung, Steuerentlastungen und weitere Zinssenkungen. Deutschland und Japan hatten amerikanischen Forderungen nach einer Ankurbelung der eigenen Konjunktur durch weitere Zins- oder Steuersenkungen zuvor jedoch strikt abgelehnt. Am Ende forderte die Ministerrunde die Organisation für Wirtschaftliche Kooperation und Entwicklung (OECD) auf, die Beziehungen zwischen Produktivität, Arbeitsplatzschaffung und Technologie, insbesondere im Bereich Informationstechnologie, zu prüfen. Sie einigten sich auch darauf, sich über einzelne Aus- und Fortbildungsprogramme stärker als bisher auszutauschen.
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