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PRESS-SCHLAGPong und Ping

■ Tischtennis in alle Ewigkeit

Die 41. Tischtennis-Weltmeisterschaften sind gerade im japanischen Chiba zu Ende gegangen, und was das Publikum mitunter gehörig nervte, war die Kürze vieler Ballwechsel. Früher war das alles ganz anders, vor 55 Jahren beispielsweise, als es bei den Weltmeisterschaften 1936 in Prag den längsten Ballwechsel der Tischtennisgeschichte gab.

132 Minuten lang schaufelten der Pole Alex Ehrlich und der Rumäne Farkas Paneth die Zelluloid- Kugel über das Netz, bis Ehrlich durch einen halb mit dem Finger getroffenen Ball, den der überraschte Paneth verschlug, das 1:0 im ersten Satz gelang.

Die beiden Teilnehmer an diesem denkwürdigen Ereignis pflegten später höchst unterschiedliche Versionen zum besten zu geben. „Umsonst hatte ich starke Nerven und eine sichere Ballkontrolle“, erinnert sich Paneth, „ein Zuschauer hatte eine Bananenschale auf den Tisch geworfen, was uns beide störte. Obendrein traf mein Gegner den Ball mit der Schlägerkante, der Ball kam aus einer anderen Richtung und ich konnte ihn nicht mehr treffen. Der Punkt ging an Alex, der Satz und schließlich auch das Spiel.“

Ehrlich sah die Sache ganz anders: „Dieser Farkas konnte überhaupt nicht angreifen. Der hatte nur einen guten Schnitt. Ich hatte zwei Schläger, einen mit dem heute üblichen Format für den Angriff und einen dreimal so großen nur aus Holz für die Abwehr, weil ich ja nicht angreifen wollte. Nach einer Stunde Löffelei mit links und rechts kam mein Freund und fragte, ob ich nicht mit ihm Schach spielen wollte. Ich tat's nebenbei und er zog die Figuren.“

Eine halbe Ewigkeit spielten sich die beiden beharrlich jeweils auf die Rückhand, nach eineinhalb Stunden ließ sich der neunte Schiedsrichter auswechseln, weil er nach Hause wollte, die Jury beriet aufgeregt, was zu tun sei, doch die beiden patschten den Ball unbeirrt weiter übers Netz — zwei Stunden und zwölf Minuten lang. Nach dem 0:1 steckte der Rumäne den Kopf in einen Wassereimer, während Ehrlich Butterbrote aß und sich Getränke kredenzen ließ.

Der zweite Ballwechsel ging dann rasend schnell: Er dauerte zehn Minuten, wieder obsiegte Ehrlich. Farkas drehte durch und schrie: „Das ist ein Skandal, das ist doch kein Sport mehr!“ Nachdem der Rumäne die Lust verloren hatte, währte das restliche Match nur noch einige Minuten.

Weit mehr Ausdauer bewiesen in der zweiten Runde derselben Weltmeisterschaft der Rumäne Marin und der Franzose Hagenauer. Sie standen sich achteinhalb Stunden gegenüber. Beim Stande von 2:1 und 8:8 wurde die Partie abgebrochen, weil kurze Zeit später schon das Endspiel angesetzt war. Das Los mußte entscheiden, der Rumäne hatte in diesem Fall das glücklichere Händchen. Wie lange die Ziehung dauerte, ist nicht überliefert. Matti

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