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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag wird im Museum Lichtenberg (Türrschmidtstraße 24, 19 Uhr) der Verfolgung von sogenannten Asozialen während des Naziregimes gedacht. Lothar Eberhardt und Dirk Stegemann zeigen auf, dass die als asozial Stigmatisierten, die beispielsweise in den ehemaligen Rummelsburger Arbeitshäusern untergebracht wurden – die übrigens heute zu Lofts umgebaut werden, nach dem Motto „Gated Communitys statt Knäste“ –, bis heute nicht rehabilitiert worden sind, sondern noch immer als asozial gelten. Dabei erlitt auch diese Opfergruppe die volle Härte des Strafvollzugs, der wiederum allein aufgrund des sozialdarwinistischen Menschenbildes der Nationalsozialisten angeordnet wurde. Seit einem Jahr nun wird in Lichtenberg darüber diskutiert, wie man ein Denkmal für die Marginalisierten schaffen könnte. Zugleich soll aber auch Thema sein, wie man bis heute mit ihnen umgeht.

Am Samstag wird im Palais am Funkturm (Messedamm 22, 13.30 Uhr) ein neuartiges Spektakel stattfinden, bei dem alle großen Mastubatoren zur „Nacktfußball-EM der Frauen“ einkehren dürfen. Zum Mitbringen von Kameras für das spätere Daheimvergnügen wird von den Organisator_innen dieser „EM“ explizit aufgerufen. Doch selbstredend wird es vor dem Palais eine Kundgebung gegen diesen neuen Tiefpunkt in der öffentlichen Zuschaustellung weiblicher Körper geben. Den Herren, die hier ihr Vergnügen suchen, soll das solche verhageltwerden.

Am Montag wird in der Baiz das Literaturfestival „Weissensee 2“ dagegen einem neuen literaturpolitischen Höhepunkt entgegenstreben, wofür die veranstaltenden Institutionen, der „Wohlfahrtsausschluß Erpe (Neuenhagener Mühlenfließ), Dahme, levaH, Panke, Spree und die Epidemie der Küste in Tateinheit mit der LKO-Exekutive Wedding/Anklam“ garantieren. Unter anderem liest der sehr tolle Johannes Jansen, der die „Folter der täglichen Ordnung“ erläutern wird. Der nächste Programmpunkt gefällt besonders: „anschließend Landhausverminung“.

Am Mittwoch schließlich wird in der Tristeza (Pannierstraße 5, 20 Uhr) über „Wohnraumkämpfe zwischen realpolitischer Drecksarbeit, praktischer Solidarität und revolutionärer Enthaltung“ gesprochen. Revolutionäre Enthaltung? Wie auch immer, es geht um die stetig wachsende Zahl der Zwangsräumungen in Berlin, gegen die praktisch gekämpft wird, zugleich aber um die Vernachlässigung einer „grundsätzlichen Eigentumskritik“. Also doch lieber erst Enteignung, dann Mietpreiskampf? Darüber soll hier unter anderem diskutiert werden.