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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Samstagnachmittag wird der Pariser Platz (Pariser Platz 4, 17 Uhr) zum Ausgangsort eines Stadtspaziergangs, bei dem die „widerständige Geschichte“ Berlins erkundet werden soll. Nun ist die bekannte Geschichte Berlins tatsächlich eine des Widerstands (gegen die guten Sitten etwa, gegen Anstand und Moral, gegen zwischenstaatliche Abkommen), hier aber soll wohl eher die Geschichte der Widerständigen in Berlin erzählt werden. So geht es um die Aufstände im 14. Jahrhundert, die Revolution 1848, die Novemberrevolution 1918 und die 68er Bewegung – „bis in die Gegenwart“, wie die Veranstalter_innen schreiben. Hier in der Redaktion sind allerdings keine Aufstände aus den vergangenen Jahre bekannt. Oder ist die „Wir sind ein Volk“-Bewegung von 1989 gemeint? Die Riots vom 1. Mai? Man wird sehen.

Am Abend des nämlichen Tages wird auf dem Oranienplatz um 19 Uhr das dokumentarische Theaterstück „Die Asyl-Monologe“ aufgeführt, das von Menschen erzählt, die Asyl suchen und manchmal zumindest Freund_innen gefunden haben. Selbstverständlich wird das Camp am Oranienplatz, das aus den bundesweiten Flüchtlingsprotesten seit März 2012 hervorgegangen ist, eine wichtige Rolle im Stück, aber auch in der nachfolgenden Diskussion einnehmen. Persönliche Geschichten werden somit als Teile eines allgemeinen Problems erkannt.

Am Sonntag wird im Laidak (Boddinstraße 42, 19 Uhr) eine Infoveranstaltung über die Strukturen hinter dem Al-Quds-Tag in Berlin am 3. August stattfinden, es geht um Hauptprotagonist_innen, ihre Vereine, Organisationen, Medien, Kooperationspartner_innen – denn der Al-Quds-Tag wird nicht, wie viele annehmen, aus dem wuterfüllten Bauch von Palästinenser_innen heraus organisiert, sondern von Organisationen, deren Israelkritik aus reinem Antisemitismus gespeist wird. Kundgebungen für die von Assad-Truppen ermordeten Palästinenser_innen in Syrien beispielsweise wird man vergeblich suchen. Es geht nicht um Menschenrechte, es geht gegen Israel.

Am Dienstag dann findet im K-Fetisch (Wildenbruchstraße 86, 19 Uhr) eine Veranstaltung zum Geschichtsrevisionismus in den postsozialistischen Ländern statt, und dies ist ein sehr wichtiges Thema. Denn im ehemaligen Jugoslawien beispielsweise gelten die Partisanen des Zweiten Weltkriegs inzwischen als Verbrecher, während die, die mit den Deutschen kollaborierten, verehrt werden. Jelena Djureinovic zeigt, wie dieser Geschichtsrevisionismus funktioniert, welchen Zielen er dient und wie er hilft, Nationalstaaten zu formen.